Januar 2021

Januar 2021

Hatten wir nicht irgendwie im Sommer gedacht, der Spuk sei vorbei? Nun ist die zweite Welle da, wir sind mittendrin und haben uns an Vokabeln wie Inzidenz und Schnelltests gewöhnt, hören von hunderten von Toten an einem einzigen Tag, lesen über Spätfolgen.


Ich werde weiterhin in dieser Dokumentation festhalten, was die Menschen um mich herum bewegt und wie sie diese Zeit erleben. Bitte schickt mir Eure Berichte per Mail an b.siefken@gmx.de oder über WhatsApp unter der Nummer 01778923207. Danke für Eure Unterstützung! Passt auf Euch auf!


Barbara Siefken

Parallel- Universum Reitstall?

Januar 2020

Reitstallleben

 

Ich reite in einem Stall, in dem geradezu ein Paralleluniversum zu existieren scheint. Dort halten die wenigstens wirklich Abstand. Sie stehen dicht beieinander und rauchen, sogar Menschen, die etwas älter sind und daher bei einer Übertragung gefährdeter. Ich fühle mich oft geradezu bedrängt! Aber ich möchte nicht immer was sagen…. Bei uns war schon Corona in der Familie, daher weiß ich, wie unangenehm das sein kann. Zum Glück sind alle wieder gesund geworden! (Frau, Ende 20)


Bei uns im Reitstall herrscht Maskenpflicht. Dadurch hält man sich auch automatisch an einige Regeln, die angeblich in anderen Ställen nicht herrschen. Wir werden ja ständig an Corona erinnert.  Wenn wir auf den Pferden sitzen, ziehen wir aber die Masken aus, das ist zum Glück erlaubt. Aber wir dürfen nur zu ganz wenigen in der Halle sein. Da es sich bei uns sowieso nicht knubbelt, ist das aber eher theoretisch so, wir sind nie mit mehr als drei Pferden in der Bahn. Ich bin jung, daher habe ich keine große Sorge vor einer Infektion und finde es ehrlich gesagt etwas nervig an der frischen Luft mit Maske herumzulaufen…. (Frau, Mitte 20)

So viele Corona-Kranke!

Januar

Martin, Kerpen, 45


Ich hatte jetzt ein kurioses Erlebnis, das mir zeigt, wie viele Menschen mittlerweile an Corona erkrankt sind.


Im beruflichen Kontext hatte ich ein Treffen mit zwei anderen Geschäftsleuten. Wir trafen uns in einem großen Essener Büro mit viel Abstand und wie das heute so ist, trugen wir natürlich zunächst Masken. Hände schüttelt man sowieso nicht mehr. Dann kam wie immer bei solchen Terminen die Frage auf, ob wir die Masken abziehen könnten. Als ich lachend sagte, ich sei save, hätte mich im März infiziert und habe immer noch Antikörper, zogen die anderen ihre Mund-Nasen-Bedeckungen runter und erzählten von ihren Erkrankungen im November bzw. rund um Weihnachten.


Wir haben also die Gefahr relativ gering eingeschätzt, dass wir uns derzeit anstecken könnten. Trotzdem hatte einer der Kollegen Sorge, dass wir jetzt wegen der Mutation wieder gefährdeter sind. Und selbstverständlich haben wir trotzdem Abstand gehalten und uns nicht die Hände gegeben! 



Ich bin so genervt...

 Was mir im Januar  so erzählt wird:



Meine Covid-Erkrankung ist nun 10 Monate her und ich bin immer noch nicht ganz fit, man sieht auf dem Röntgenbild noch Veränderungen! Es wird, sicher, aber so langsam… (Frau Mitte 50)


Meine Tochter geht aufs Kerpener Gymnasium und ich bekomme nicht so viel mit, da ich arbeite. Aber nicht alle Lehrer handhaben den Digitalunterricht gut, so mein Eindruck. Freundinnen meiner Tochter haben viel mehr Konferenzen als sie. Das ist also sehr unterschiedlich, wie unterrichtet wird. Ich bin gespannt, ob sie später große Lücken haben wird oder nicht. (Mutter, Ende 40)


Wir holen einmal in der Woche die Hausaufgabenblätter für meine Tochter ab, die in die dritte Klasse geht. Da klappt ganz gut, aber ich bin auch stundenlang beschäftigt mit ihr alles durchzugucken. Sie kann eigentlich alles alleine. Das ist nicht so das Problem. Aber die Motivation ist nicht immer so da, weil sie natürlich keine festen Zeiten vorgegeben bekommt, bis auf ein oder zwei Konferenzen in der Woche. (Mutter Anfang 40)


Ich bin so genervt! Eigentlich klappt alles gut, aber ich kann es langsam nicht mehr aushalten, dieses ständige Thema Corona! Klar, was sollen wir sonst machen, wir müssen ja damit leben und wenn ich in andere Länder gucke, bin ich ja noch ganz froh – aber ich war am Anfang noch so optimistisch, dass wir bald wieder unsere normales Leben aufnehmen können – und nun ist ein ganzes Jahr seit dem ersten deutschen Corona-Kranken vergangen und die Zahlen gehen zwar runter, aber ich traue dem allem nicht mehr – wo ist mein Leben mit Freunden und Familie , Theater und Kino geblieben? (Frau, Anfang 60)


Ich kann nicht glauben, dass die Geschäfte, Fitnessstudios und Friseure weiter geschlossen haben müssen, wenn ich durch die Supermärkte laufe, in denen Abstand nicht eingehalten wird. Jetzt gibt es zwar die FFP2—und OP-Maskenpflicht, aber mal ehrlich: Wenn ich Bartträger sehe oder alte Leute, die sie immer mal anheben, um Luft zu bekommen und dann noch sehe, wie die Leute sie sich danach in die Manteltasche stecken, da denke ich, dass darauf Viren auch zu den Menschen durchdringen können. Da fehlt mir eine klare Linie! Und wenn ich dann höre, dass die Leute immer noch reisen dürfen, fehlt mir jedes Verständnis! (Frau, 50)

Gemeinschaft trotz Distanz- Lernen

Update im Januar

Lehrerin, Rhein-Erft-Kreis


Eltern, Kinder und wir Lehrer*Innen sind natürlich alle sehr gefordert in dieser Zeit. Aber unsere Schüler und Schülerinnen sind sehr tüchtig! Und wir bewegen viel im Distanzunterricht.


Außerdem haben wir uns von Anfang an was einfallen lassen, um weiter das Gemeinschaftsgefühlt zu erhalten. Vor ein paar Wochen haben wir z.B. die Kinder gebeten, unsere Fensterfront mit uns zu gestalten. Sie haben sich tolle Sachen einfallen lassen, es wird immer bunter und fröhlicher! Gebastelt wird zu Hause und dann bei uns abgegeben, natürlich mit Abstand und Maske… 

„Fügen Sie hier ein interessantes Zitat ein.“

Januar 2021

 Martin, 45, Kerpen


Coole Aktion: Die US- Flamingo Lips haben ihr Konzert im Januar einfach vor Zuschauern in Plastikblasen gespielt – so einfach gehen corona-konforme Konzerte! In der Halle warteten 100 aufblasbare Sphären mit Handventilatoren und Handtüchern plus Wasserflaschen auf 300 Zuschauer. 20 Minuten dauerte es wohl, dann waren alle gut verpackt und ging los! Eine Crew aus Helfern in Seuchenschutzanzügen war die gesamte Zeit dabei, um jederzeit helfen zu können, sollte jemand heraus wollen. Kommerziell war das natürlich kein Erfolg, aber es zeigt, was diese Space Bubble Show möglich machte! 

Home- Schooling und Ängste im Januar 2021

Update Januar

Was mir so erzählt wird:


Drei große Flugzeugabstürze, so viele Tote an jedem Tag in unserem Land. Das hat Spahn gedacht und es geht mir nicht mehr aus dem Kopf. Wenn ich mir dieses vielen Toten vorstelle, es sind jetzt mehr als 50.000 Menschen, die an oder mit Covid-19 gestorben sind, dann denke ich an unsere Heimatstadt Kerpen, die nur unwesentlich mehr Menschen beherbergt und das im gesamten Stadtgebiet. Das ist Wahnsinn! (Frau Mitte 40)


Bei uns klappt das Homeschooling super, die Kids sind täglich in ihren Fächern nach Stundenplan in Konferenzen. Sie gehen auf das Kerpener Gymnasium. Ihre Lehrer sind gut vorbereitet, vor allem die jungen Referendare. Einer hat jetzt sogar einen digitalen Abschied gegeben! Der Unterricht sieht so oft aus: Die Schüler erhalten eine Aufgabe, treffen sich in kleinen Gruppen online in so genannten Rooms, bearbeiten diese gemeinsam und stellen sie dann der Gruppe vor. Oder sie schreiben alleine einen Aufsatz, bearbeiten Arbeitsblätbter, rechnen – und dann fotografieren sie dies, laden es hoch und bekommen meist ein Feedback. (Mutter, 46)


Ich habe mich ganz gut im Homeoffice eingerichtet. Meine Frau arbeitet nicht, sie kann sich um die Kinder kümmern, in der Schule geht es auch ganz gut. Aber ich freue mich, dass ich nun den ganzen Tag zu Hause bin und keine Zeit im Stau verbringen muss. Eigentlich habe ich den Eindruck, als ginge es den meisten Kollegen so. Wir bekommen auch irre viel geschafft! Dank Videokonferenzen sehen wir uns trotzdem. Spannend, wie die anderen ihre Zimmer eingerichtet haben. Da läuft auch mal ein Kind durchs Bild! (Mann Ende 40)


Ich bin in der Grundschule und ich habe immer Donnerstags eine Videokonferenz mit meiner Lehrerin. Sonst bearbeite ich Arbeitsblätter, die wir geschickt bekommen, alleine oder meine Mama hilft mir etwas. Das geht richtig gut! (Mädchen, 10 Jahre)


Mein Sohn hat seit einem Jahr keine Schule gehabt. Zumindest kann man da nicht von Unterricht reden. So selten findet eine Videokonferenz statt! Unser Gymnasium, eines in Erftstadt, hat keine Lernplattform. Ich verstehe es nicht, habe eben erst wieder eine Mail an die Klassenlehrerin geschrieben. In drei Jahren fragt doch niemand mehr, warum er bestimmte Unterrichtsinhalte nicht kann! Das ist eine Katastrophe! Die Lehrer machen sich bei uns einen Lenz, unterstell ich mal. Bei anderen läuft es wohl ganz anders. (Frau, Ende 40)


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