Juni 2020

"Covid-19" heißt die neue, durch das Coronavirus ausgelöste Lungenkrankheit. Das Virus selbst heißt jetzt offiziell: "Sars-CoV-2".  Seit dem Ausbruch dieser Krankheit im Winter 2019 in China hat sich das Virus über die gesamte Welt verbreitet und damit große Veränderungen gebracht. Hier dokumentiere ich diesen neuen Alltag. Bitte beteiligt Euch und sendet mir Eure Erlebnisse, Gedanken und Fotos! b.siefken@gmx.de, mobil 01778923207.
Danke! Passt auf Euch und Eure Lieben auf! Barbara Siefken 

Krystyna, 39, Kerpen/Polen: 
Regelmäßige Tests für Pflegepersonal in Oberschlesien


Donnerstag, 25. Juni 2020
Meine Schwägerin in Oberschlesien in Polen arbeitet in einem Seniorenheim. Dort haben sie wegen Corona viele neue Regeln eingeführt, damit das Virus sich nicht weiter ausbreiten kann: Sie arbeitet jetzt immer 12-16 Stunden am Stück, dafür hat sie aber auch immer eine Woche Dienst und in der Zweiten frei – falls sie sich infiziert, würde das dann eher erkannt, hoffen sie. 

Deshalb werden sie und ihre Kolleginnen auch jeder zweite Woche auf der Virus getestet. Außerdem gibt es einen Notfallplan: Falls in der Dienstzeit Corona ausbricht, müssten alle anwesenden Betreuer einfach dort bleiben. Dafür ist ein Zimmer mit sechs Matratzen fertig gemacht worden: Sie hätten zwar dann wirklich wenig Platz, würden aber den alten Leuten helfen können, so lange sie selbst nicht erkranken, ohne das Haus verlassen zu müssen und ihre Familien in Gefahr zu bringen. 

Bisher sind aber alle gesund geblieben!  

Martin, 45, Kerpen: 
Eine Nacht in Holland - Maskenfrei! 


Freitag, 26. Juni 2020
Wir waren am vergangenen Wochenende eine Nacht im Hotel in Hellefoetsluis, Nordholland, alles noch sehr ruhig und still die NRW Ferien kamen da ja noch... Das Einchecken im Hotel war vom Ablauf her normal, bis auf die transparenten Kunststoffscheiben, hinter denen die Mitarbeiter der Rezeption sitzen.

Aber irgendwie ist es schon etwas anders in Holland: Es gibt hier bis heute nicht so strenge Regeln wie bei uns. Aber dafür werden diese Regeln streng eingehalten. Überall wird daher wirklich 1,5 m Abstand eingehalten und auch im Einkaufszentrum darf immer nur auf einer Seite in dieselbe Richtung gelaufen werden und auf der anderen Seite zurück. 

Dafür geht alles ohne Mundschutz, aber in der ganzen Stadt sind diese Pfeile für die Laufrichtung auf dem Boden verteilt. Die Restaurants sind zur Hälfte leer geräumt und wir dürfen uns am Frühstücksbuffet nicht selbst etwas holen, sondern werden bedient. Und wir sehen an allen Ecken Desinfektionsspender. 

Aber das Gefühl unterwegs zu sein, ein Wochenende rauszukommen: Phänomenal!

Nina, 46, Kerpen: 
Verrückte Welt im Fernseher


Dienstag, 23. Juni 2020
Was für eine verrückte Welt, sobald man den Fernseher anmacht!
Wir haben wunderbares Sommerwetter, aber wenn ich die Nachrichten sehe, bekomme ich eine Gänsehaut: Randale in Stuttgart inklusive Plünderungen, Trumps Wahlauftritt voller Anklagen gegen alle und jede, die ihn nicht unterstützen, dazu Messerstechereien… Und dann Corona – die Zahlen explodieren in vielen Ländern der Erde, in Israel und im Iran sprechen sie von einer zweiten Welle. 

Hier sind alle so entspannt, obwohl wir in NRW seit Tagen kaum die Nachrichten aus Rheda-Wiederbrück glauben können: In der Fleischfabrik Tönnies sind in den vergangenen Tagen mehr als 1100 Betriebsmitarbeiter positiv auf das Virus getestet worden, die meisten leben in beengten Unterkünften und arbeiten dazu noch in einer Eiseskälte in der Fleischzerteilung Schulter an Schulter. Die Verantwortlichen weisen jede Schuld von sich… Viele der Beschäftigten sind wohl vor der offiziellen Quarantäne-Verhängung nach Hause gereist, nach Rumänien und Bulgarien zum Beispiel. Was das starten kann, mag man gar nicht ausdenken… Einen Lockdown soll es trotz der hohen Zahlen nicht geben, auch nicht, obwohl der R-Wert auf über 2,7 gestiegen ist. Das alles sei so lokal, heißt es, dass ein Überspringen kaum möglich sei. Aber dann erzählt eine Freundin, ihre Tante sei erst in der verganenen Woche im Werksverkauf von Tönnies gewesen. Eine andere hat ihre Schwägerin nur wenige Kilometer entfernt wohnen, diese sei angehalten worden, keinesfalls in Urlaub zu fahren. Es ist nicht weg, das Virus, sogar für manche wieder ganz nah…. 

Elsdorfer Familie: Trotzdem - Kommunionfest am Rhein! 


Mittwoch, 24. Juni 2020
Wir waren etwas überrascht, dass die abgesagte Kommunion unserer Tochter nun doch relativ spontan stattfinden sollte und waren zunächst skeptisch. 

Die Bedingungen waren besonders und bestanden zum Beispiel aus Mundschutz und nur wenigen Gästen in der Kirche. Aber wir haben die Herausforderung angenommen und sind wirklich froh darüber! Vielleicht war es sogar noch festlicher als es unter normalen Umständen gewesen wäre, noch inniger, weil man sich in der kleinen Gemeinschaft umso verbundener fühlte. 

Im Anschluss an die Messe haben wir uns mit ca. 20 Angehörigen und Freunden in Köln getroffen, tolle Fotos am Rheinboulevard mit Blick auf den Dom geschossen und hervorragend an der frischen Luft gegessen. Im Restaurant war im Grunde, abgesehen von den Visieren der Kellner, nichts von Corona zu spüren. 

Es war im übrigen unser erster Lokalbesuch seit dem Lockdown und alleine das hat es vielleicht schon zu einem besonderen Ereignis gemacht. 

Wir würden es immer wieder genauso machen, nichts verschieben, sondern genau jetzt so feiern, wie es eben zur Zeit möglich ist. :-)

Nicky, 42, Kölner Osten: Grundschule ohne Corona-Abstand, Teil 1


Montag, 22. Juni 2020
Eine Woche fast Normalzustand in der Grundschule! Als Lehrerin habe ich zwar in den vergangenen Wochen auch vie Zeit in der Schule verbracht, aber immer nur mit kleinen Lerngruppen. Jetzt habe ich endlich meine gesamte Klasse wieder zusammen unterrichtet – Wenn diese Verunsicherung wegen der Ansteckungsgefahr mit dem Coronavirus nicht wäre, würde ich jubeln!

Alle Kinder wieder gemeinsam zu sehen, war ganz toll! Die Kinder haben sich auch sehr gefreut und ich denke, es tut ihnen sehr gut, nach so langer Zeit wieder täglichen Präsenzunterricht zu haben. 
Der Organisationsaufwand ist allerdings enorm: Zwar ist die Abstandsregel innerhalb des Klassenverbandes gefallen, aber damit sich die Klassen nicht begegnen, haben zum Beispiel alle versetzte Anfangs- und Schulschlusszeiten.

Nicky, 42, Kölner Osten: Grundschule ohne Corona-Abstand, Teil 2


Montag, 22. Juni 2020
Morgens muss ich meine Kids innerhalb weniger Minuten vom Schulhof bis zum Klassenraum bringen, wo sie dann alle die Hände waschen. Und es gibt ein paar Regeln, die wir unbedingt beachten müssen: Keinesfalls dürfen wir gemeinsam Singen, nicht mal ein Geburtstagsständchen. Die Aerosole scheinen sich ja beim Singen, aber auch beim lauten Sprechen besonders zu verteilen. Ein seltsames Gefühl, ich hoffe natürlich sehr, dass niemand krank ist… 

Sonst ist aber die Stimmung in der gesamten Schule recht normal. Wir fühlen uns trotzdem etwas wie Versuchskaninchen und hoffen sehr, dass innerhalb dieser zehn Tage Unterricht bis zu den Ferien kein Corona-Fall bei uns auftritt. 

Was seltsam ist: Der Klassenverband ist nachmittags aufgelöst, in der OGS-Betreuung vermischen sich die Klassen. Anders geht es nicht, der Träger hat, wie auch an anderen Schulen, einfach zu wenig Personal! 


Lea, 14, Kerpen-Köln: Mit Maske gegen Rassismus, Teil 1


Sonntag, 21. Juni 2020 
Als die Demonstrationen gegen Polizeigewalt und Rassismus auch in Köln angekündigt wurden, wusste ich: Da möchte ich hin! Das Thema ist so wichtig, dass ich mich auch nicht von einer möglichen Ansteckung mit dem Coronavirus davon abhalten ließ. 

Obwohl meine Eltern eher der Risikogruppe zuzuordnen sind, waren sie einverstanden! Das fand ich ganz toll! Gemeinsam mit Freunden bin ich dann mit dem Zug nach Köln gefahren und wir sind zum Rheinufer in der Nähe der Kranhäuser gewesen. 

Es war sehr, sehr voll, aber friedlich! 
(Teil 2 siehe nächster Beitrag)

Lea, 14, Kerpen-Köln: Mit Maske gegen Rassismus, Teil 2


Sonntag, 21. Juni 2020 
Fast alle trugen Masken und viele hielten selbst gemachte Plakate mit Aufschriften wie: „Black lives matters“ und „Black voices and cultures matters“, aber auch: „Gay lives matter, mental health matters!“, hoch, oft einfach auf einen Pappkarton geschrieben. 

Es waren übrigens mehr weiße als schwarze Menschen unter den Demonstranten. Die Stimmung war sehr friedlich! Dabei war es aber auch unglaublich laut! Durch Lautsprecher wurden die letzten Worte von Georg Floyd vorgelesen, außerdem gab es Vorträge zum Thema Rassismus in Deutschland und der Welt. Jeder war gleichberechtigt mit seinem Protest gegen Diskriminierung von Minderheiten. Ich bin sehr froh dabei gewesen zu sein! 

Iris, 48, Zandvoort: 
Ohne Maske im Supermarkt, Niederlande, Teil 1


Samstag, 20. Juni 2020
Rückblick auf Pfingsten in Zandvoort, Nordholland: Samstag und Sonntag hatten bei strahlendem Sonnenschein Restaurants und Beach-Bars noch geschlossen. Die Strände waren natürlich total leer für ein langes Wochenende!

Aber die Verpflegung war etwas schwierig: Take Away wäre erlaubt gewesen, wurde aber kaum angeboten. Das haben die Holländer nicht gut gelöst! In den Supermärkten gab es keine Maskenpflicht, dafür aber eigentlich in den öffentlichen Verkehrsmitteln. Wir sind mit der Bahn nach Harlem gefahren, aber da trug keiner einen Mund-Nasen-Schutz! Es interessierte niemandem, wurde auch nicht kontrolliert. 

Ganz anders lief es aber in unserer Unterkunft, einer hübschen kleinen Pension: Die Dame erklärte uns alles vor der Tür, schloss dann unser Zimmer auf und erklärte, sie dürfe das Zimmer erst wieder betreten, wenn wir abgereist seien. Sie hat das also sehr korrekt gemacht. Frühstück stellte sie uns in Körben vor die Tür, sehr schön zurecht gemacht übrigens! 

Am Pfingstmontag, dem 1. Juni, durften dann die Restaurants wieder öffnen – da war dann aber das Wetter umgeschlagen. Ich denke, das war bewusst, um diesen Touristenschwall abzumildern, der sonst sicher über Pfingsten gekommen wäre. 

Für die Holländer wirtschaftlich sicher problematisch… 

Iris, 48,  Zeeland: 
Corona - was ist das?
Niederlande, Teil 2


Samstag, 20. Juni 2020
Wir lieben das Meer und sind daher kurz nach unserem Wochenende in Nordholland nach Zeeland gefahren. 

Wir waren gespannt, wie diese Corona-Zeit dort erlebt wird. In der Nähe von Renesse vor einer Woche schien es irgendwie kein gefährliches Virus zu geben: Es gab keine Maskenpflicht in den Supermärkten oder Restaurants, auch keine Lauf-Einbahnstraßen in Restaurants, kein Namen-in-Listen-eintragen – nichts! 

Zwei Ausnahmen zeigten, dass "da doch noch was war": In den Supermarkt durfte man nur als einzelne Person und musste einen Einkaufswagen mit nehmen. Und unseren Kite-Kurs durften wir nur als Familie, also als ein Haushalt, buchen. 

Aber die Stimmung auf der Straße, am Strand und beim Einchecken ins Ferienhaus war so normal, dass Corona weit weg wirkte… 

Alia, 16, Kerpen: Eine kleine Feier zum Schulabschluss... Teil 1


Freitag, 19. Juni 2020
Lange stand ja gar nicht fest, ob wir überhaupt einen richtigen Abschluss haben können. Zunächst dachten wir lange, wir bekämen unser Zeugnis nur im Rahmen eines normalen Schultages. Aber dann kam die schöne Nachricht, dass wir zwar keine richtig krasse Feier, aber immerhin einen richtigen Abschied bekommen können. 

Dabei durften wir nur unsere Eltern mitbringen, jede Familie erhielt einen eigenen Tisch und auf dem Weg ins Schulgebäude in dieMensa mussten wir alle Maske tragen, die wir dann erst am Platz absetzen durften.

Unsere Direktorin und der Abteilungsleiter haben Reden gehalten und uns dann einzeln nach vorne gerufen, um jedem das Zeugnis und eine Rose zu übergeben. von Jedem wurde immer noch schnell ein Foto gemacht, bevor wir uns wieder setzen mussten, bevor der nächste aufstand. Wir durften uns aber danach, natürlich maskiert, noch mit Geschenken von unseren Lehrern verabschieden. 

Alia, 16, Kerpen: Eine kleine Feier zum Schulabschluss... Teil 2


Freitag, 19. Juni 2020
Aber dann war es schon vorbei und wir mussten die Mensa verlassen, da kurz darauf die nächste Klasse ihre Zeugnisübergabe hatte – drei an einem Tag. Jedes Mal wurde natürlich danach die Mensa wieder desinfiziert. Wir haben dann aber draußen noch Fotos mit unseren Freunden und Familien gemacht! 

In meiner Schule gibt es in diesem Jahr sechs Abschlussklassen, daher ist in dieser Woche noch einmal ein solcher Tag von der Schule organisiert worden.  

Lila, 35, Ibiza: 
Zwischenstopp Mallorca, Teil 1


Donnerstag, 18. Juni 2020
Zwischenstopp für ein paar Tage von Ibiza nach Hause in die Schweiz: Auf Mallorca ist alles wie ausgestorben. Megapark geschlossen, Ballermann leer, Flughafen bei unserer Ankunft fast ohne Touristen. 

Die meisten Lokale sind noch nicht geöffnet, Shops sind zwar offen, aber quasi ohne Kunden. Der bekannte Arenal Strand war wenig besucht, als wir dort waren. Wahnsinn! Sonst liegen sie hier ja dicht an dicht! 

Lila, 35, Ibiza: 
Zwischenstopp Mallorca, Teil 2


Donnerstag, 18. Juni 2020
Am Flughafen beim Abflug Richtung Schweiz war es noch extremer als erwartet: Es war einfach niemand anderes außer unserer Familie an der Sicherheitskontrolle! Skurril: Etwa zehn Sicherheitsleute standen nur für uns parat… Und die hatten dann teilweise den Mundschutz nicht richtig angelegt, obwohl es obligatorisch wäre. 

Naja, zum Glück ging unser Flug, war auch nicht schlecht ausgelastet. Erstaunlich, nach dem leeren Gebäude. Das sonst übliche Brot von Swiss gab es nicht, zum Glück hatten wir Sandwiches mitgenommen! Essen durften wir im Flieger. 

Ich bin froh, jetzt endlich meine Mutter zu sehen... hatte bis zum letzten Tag immer noch Angst eine weitere Annulation per Mail zu erhalten, wie schon mehrmals in den Wochen zuvor. 

Diana, 51, Erftstadt: 
Klar habe ich die Corona-Warn-App! 


Mittwoch, 17. Juni 2020
Wir haben die Entwicklung der offiziellen Corona-Warn-App schon seit Tagen verfolgt und uns auf die Aktivierung gefreut. Wieder ein Schritt, um das doofe Virus 🦠 zu bekämpfen! ´

Der Datenschutz ist mit Sicherheit gut gemacht, die Infos darüber habe ich mir nur teilweise durchgelesen, ich bin da voller Vertrauen auf unsere Regierung. Wir haben so viele andere Apps, für die ich viel mehr Daten irgendwo veröffentlichen muss, über die ich sicher mir mehr Gedanken machen müsste... 

Mit der App verbinde ich einige Erwartungen: 
Ich hoffe z. B., dass wir bald keine Listen mehr in unserem Reitstall führen müssen, denn die Stallbesitzer sind dazu verpflichtet, die Zeiten aller festzuhalten, da die Kontaktketten nachvollziehbar sein müssen. Vielleicht klappt es dann auch bald in Restaurants, oder in anderen Situationen, wo man auf andere Menschen trifft, wieder zusammen zu kommen, ohne ständig seine Namen hinterlassen zu maüssen. 

Übrigens, mein Man und ich haben die Corona-Warn-App bereits seit dem frühen Morgen des 16. Juni aktiv!!!!!

Dazu berichtet die Tagesschau am 17.6. um 10 Uhr: Die Corona-Warn-App ist inzwischen knapp 6,5 Millionen Mal heruntergeladen worden. Es seien 6.453.606 Downloads gezählt worden, teilte das Bundesgesundheitsministerium mit. "Das sind weit über sechs Millionen Gründe, warum das Coronavirus künftig weniger Chancen hat", erklärte Ressortchef Jens Spahn.
Die Anwendung ist seit Dienstagmorgen in den App-Stores von Apple und Google verfügbar. Sie wird zunächst auf Deutsch und Englisch angeboten. Die Warn-App, mit der die Kontakte Infizierter verfolgt werden können, soll eine zweite Covid-19-Welle verhindern.

aktuelle weltweite Corona-Lage: Mexiko berichtet über 35.000 Neuinfektionen innerhalb 24 Stunden. 


Tagesschau.de am 17.6.:
Das Coronavirus breitet sich in Brasilien weiter rasant aus. Das Gesundheitsministerium meldet 34.918 Neuinfektionen. Damit steigt die Gesamtzahl der Ansteckungen auf 923.189. Die Zahl der Todesfälle legte binnen 24 Stunden um 1282 auf 45.241 zu. Brasilien weist in der Coronavirus-Pandemie nach den USA weltweit die meisten Infektionen und Todesfälle auf.
Der Präsident von Honduras, Juan Orlando Hernández, hat sich nach eigenen Angaben mit dem Coronavirus infiziert.

Mexiko verzeichnet nach wie vor hohe Infektions- und Totenzahlen. Das Gesundheitsministerium meldete 4599 Neuinfektionen binnen eines Tages, den zweithöchsten je registrierten Wert. Damit haben sich in Mexiko bislang fast 155.000 Menschen mit dem neuen Coronavirus angesteckt. Die Zahl der Todesopfer stieg um 730. Experten vermuten eine hohe Dunkelziffer, da im Land kaum auf das Virus getestet wird.

In Indien ist die Zahl der Toten durch das Coronavirus sprunghaft um 2000 auf fast 12.000 angestiegen. Allein Neu-Delhi verzeichnete einen Rekordanstieg von 400 Todesfällen.

Nach dem RKI sind Stand heute 187.000 Menschen in Deutschland nachweislich an Covid-19 erkrankt, 8830 sind bisher daran gestorben. Derzeit infizieren sich täglich etwa 300 Menschen neu mit dem Virus. 

Familie L. aus Kerpen: 
Achterbahn mit Maske


Dienstag, 15. Juni 2020
Wir haben unserem Sohn zur Erstkommunion zwei Tage im Heidepark Soltau geschenkt. Von der Maskenpflicht wollten wir uns nicht abschrecken lassen! 

Allerdings wurde seine Kommunion wegen der Coronakrise zunächst abgesagt, wird aber nachgeholt! Deshalb gab es bei uns also erst das Geschenk und dann die Feier selbst… also mal anders herum als üblich! 

Im Vorfeld musste man für seine Besuchstage die Tickets online kaufen und sich auf feste Einlasszeiten festlegen. Im Park selber konnten wir uns frei bewegen, lediglich im Anstellbereich und dem Fahrgeschäft herrschte absolute Maskenpflicht. Die Griffe der Attraktionen wurde nach jedem Durchgang desinfiziert. Das hielt natürlich unendlich auf, wir mussten also deshalb sicher länger anstehen, aber Sicherheit steht in diesem Freizeitpark an erster Stelle. Auch wurden die einzelnen Wagen nie voll besetzt: Selbst dort wurde also streng auf die Abstandsregeln geachtet. 

Etwas Bammel hatten wir schon bei der ersten Achterbahnfahrt mit Maske. Aber sie hielten alle bei uns und wir gewöhnten uns schnell dran. Egal ob Holzachterbahn, Loopingbahn oder Wildwasserrafting: Der Adrinalinkick war auch mit Maske da! 

Unsere Söhne waren glücklich und nun kann die Erstkommunion kommen!

Maren, 31, Kurztrip an Meer


Montag, 15. Juni 2020
Ein paar Tage am Meer, das klang mehr als verlockend als meine Tante und Onkel in unsere Whats App Gruppe schrieben, dass in ihrer Ferienwohnung in Travemünde noch ein Zimmer frei wäre und sie sich sehr über Besuch freuen würden. 

Da ich weiterhin in Kurzarbeit bin, dachte ich mir also, warum nicht die freie Zeit nutzen! Mein Onkel ist in der Woche 60 geworden, ein weiterer Anlass als Überraschungsbesuch vorbeizuschauen :). 

Angereist bin ich mit dem Zug – das Erste Mal seit dem Shutdown wieder mit der deutschen Bahn fahren! Morgens um sechs Uhr ging es dann von Bremen über Hamburg und Lübeck nach Travemünde. Im Zug hatte jeder seine eigene Bank und auch an den Mundschutz hat sich jeder gehalten obwohl es in den Fernzügen keine Pflicht ist. Trotzdem war das Gefühl natürlich längst nicht so unbeschwert wie es normalerweise in den Zügen ist. Wie zum Beispiel trinke ich denn zum Beispiel meinen Coffee to go oder mein geschmiertes Brötchen mit nem Mundschutz? ;-)

Travemünde hatte sich zwei Wochen zuvor für die Touristen geöffnet. Zunächst war es aber nur möglich Ferienwohnung anzumieten und das auch immer nur für eine Woche, als ich dann dort war, waren aber auch die ersten Hotels wieder geöffnet.  

Insgesamt war es ein wunderschöner Kurzurlaub, zwischendurch haben wir immer gedacht: „Verrückt, man merkt gerade überhaupt nicht, dass man sich in einer Pandemie befindet.“ Bis auf die Maskenpflicht im Einzelhandel, auf der Fähre oder wenn man ein Café/Restaurant betritt, herrschte dort völlige Normalität. Es war überall reges Treiben, an den Promenaden, Fahrradwegen und auch in den Cafés.  

Ich bin froh, dass ich mit einem Kurztrip ein kleines bisschen Normalität genießen konnte, alle geben sich Mühe Abstand zu halten oder die Hygienebedingungen zu erfüllen, warum also nicht mal Urlaub in Deutschland machen? :)

Selena, 14, Kerpen: Zwei Länder?


Sonntag, 14. Mai 2020
Bei uns im Reitstall hält eigentlich niemand mehr die Mindestabstände ein. Natürlich ist das ein Sport, bei dem man sowieso relativ weit auseinander ist, aber eben nur, wenn man bei seinem Pferd ist oder reitet. 

Aber vor der Halle versammeln sich jetzt wieder Grüppchen, um zu erzählen und zu lachen. Es fühlt sich absolut nicht mehr nach dieser Krisenzeit an. Eigentlich galt auch lange die Regel, dass man nur alleine zu seinem Pferd kommen durfte, aber das ist jetzt auch nicht mehr in Kraft. Eine Maskenpflicht galt aber dort nie, das wäre nicht möglich gewesen. Aber wir mussten uns bis heute immer in Listen eintragen, damit im Falle eines Infizierten zurück verfolgt werden könnte, wer gleichzeitig im Stall war.  

Dagegen werden beim Einkaufen Masken getragen, und die Leute versuchen sich auszuweichen. Da habe ich schon den Eindruck, dass wir weiterhin auf Abstand bleiben sollten und eine Ansteckung möglich ist. Das ist für mich manchmal so, als würde ich zwischen zwei Leben hin und herwechseln. 

Tanja, Mitte 40, Sindorf


Samstag, 13. Juni 2020
Ich bin so unsicher, wie ich mich verhalten soll! Bei uns sind die Fallzahlen angeblich „so niedrig“, alles sei mit täglich nur ein paar hundert Infizierten „unter Kontrolle“, heißt es. Das sei doch so, als sei Corona fast weg, ist der Tenor um mich herum. Deshalb öffnen am Montag in NRW ja die Grundschulen, Abstandsregeln werden nicht mehr gelten und außerdem müsse man ja sehen, ob die Kinder sich überhaupt gegenseitig anstecken. Diese Öffnung für ein paar Tage vor den Sommerferien ist als Pilotprojekt für den Herbst gedacht. Die verantwortlichen Politiker verströmen Optimismus. 

Aber dann lese ich von China, das bei 50, 60 Neuansteckungen Millionenstädte abriegelt, damit sich das Virus nicht weiter verbreiten kann… Auch in Israel sind direkt Schulen wieder geschlossen worden, nachdem nur wenige Infizierte als Lehrer oder Schüler festgestellt wurden. In vielen Regionen Amerikas, in denen trotz vieler Erkrankter Lockerungen beschlossen wurden und zum Beispiel Strände in Kalifornien geöffnet wurden, gehen die Zahlen wieder nach oben, das nehmen sie wohl in Kauf für die persönliche und wirtschaftliche Freiheit...

Wir in Deutschland scheinen einfach viel weniger Sorge vor einer Verbreitung zu haben, vielleicht, weil wir im Grunde keine echte Welle erlebt haben… Auch in den anderen europäischen Ländern werden die Grenzen geöffnet, Reisen ist nicht nur erlaubt, es wird sogar besonders begrüßt, damit die riesige Tourismus-Branche mit ihren Arbeitsplätzen nicht komplett vor die Hunde geht. Wie wird sich das auswirken? Ich merke, dass ich das Virus auch nicht mehr so ernst nehme, bzw. die Gefahr der Ansteckung. Ich trinke mit der einen Freundin Kaffee, gehe mit der Anderen in fast normalem Abstand spazieren, grille mit der Familie und sitze dabei eng neben meiner 80jährigen Tante zusammen. 

Darf ich das, schießt es mir durch den Kopf. Aber dann: Ja, es ist ja gesetzlich nicht mehr verboten, zwei Haushalte dürfen sich treffen und das mit dem Mindestabstandsgebot wird in Restaurants auch nicht so ernst genommen, wie ich hier täglich sehen kann… 

L., 13, Horrem - Bonn: 
Bahnfahren in Corona-Zeiten


12. Juni 2020
Die erste Bahnfahrt in der Corona-Zeit! Ich fahre sonst viel und gerne, aber in den vergangenen Monaten haben mich meine Eltern immer mit dem Auto überall hin gebracht. Jetzt sind ja die Fallzahlen des Virus sehr runter gegangen. Deshalb darf ich jetzt wieder mit dem Zug unterwegs sein.

Die Bahnen und Bahnsteige waren deutlich leerer und nur bei größeren Stationen, wie dem Kölner Hauptbahnhof, sind Leute eingestiegen. Für eine kurze Zeit war ich sogar komplett alleine in dem ganzen Wagon und so weit ich sehen konnte. 

Anders, als ich es erwartet hatte, haben sich alle an die Sicherheitsregeln gehalten und hatten eine Maske an und haben Abstand gehalten. Aufgrund des Abstands konnten die meisten Leute nicht sitzen und mussten stehen, sobald es dann um den Hauptbahnhof etwas voller wurde. 

Irgendwie war die ganze Bahnfahrt für mich komisch. 

S., Mitte 50, Rhein-Erft-Kreis: 
Corona-Familiengeschichte


10. Juni 2020 
Mir hat gestern eine Bekannte erzählt, dass sich eine Freundin mit Covid-19 infiziert hat und einen schlimmen Verlauf hatte. Sie wiederum hat ihren Mann und auch die Kinder im Teenager-Alter angesteckt. 

Das Paar ist dann ins Krankenhaus gekommen und die Frau wurde sogar beatmet. Natürlich durfte die Großmutter keinesfalls mit dem Virus in Berührung kommen, deshalb waren die Kinder während dieser ungewissen Phase alleine zu Hause… Zum Glück sind die Eltern wieder aus der Klinik entlassen und es geht ihnen jetzt wieder gut.

Aber wenn ich das höre, dann bin ich froh, bisher von dieser Seuche verschont worden zu sein, das mag ja bei den meisten Erkrankten sehr milde verlaufen, aber es gibt eben auch diese schlimmen Fälle… Ich werde weiter so vorsichtig wie möglich sein! 

Tanja, 56, Nähe Köln: Versuchskaninchen? 


10. Juni 2020
Sind wir etwa Versuchskaninchen? Ich finde es unmöglich, dass ab Montag wieder Unterricht sein soll. Ich arbeite in der Nähe von Köln, also in NRW, in einer Nachmittagsbetreuung und hatte gestern eine Besprechung. 

Die Kids werden zwar nur im Klassenverband unterrichtet und auch gemeinsam in die Pause geschickt, um eine zu große Durchmischung zu verhindern. Am Nachmittag haben wir aber immer die OGS-Kinder zweier Klassen in einer Gruppe zusammengefasst. Anders geht es nicht, weil wir einfach zu wenig Personal haben! Ich bin nicht mehr ganz jung und habe wirklich Sorge mich zu infizieren. 

Natürlich sind die Fallzahlen sehr runter gegangen, deshalb ist das Risiko zu erkranken ziemlich gering. Aber trotzdem finden ja immer wieder Masseninfektionen statt, nachdem mehrere Menschen zusammen gekommen sind. Das zeigt ja, dass das Virus innerhalb der Bevölkerung unbemerkt weiter kursiert. 

Und jetzt nach den vielen Demonstrationen, auf denen der Abstand nicht gewahrt werden konnte, werden die Erkrankungen sicher wieder ansteigen. Nicht falsch verstehen, diese Demos finde ich wichtig, wir müssen unbedingt was gegen den Rassismus unternehmen und aufzeigen, dass die Mehrheit der deutschen Bevölkerung gegen Diskriminierung ist. Aber Sorge bereitet es mir trotzdem, besonders wegen der Schulöffnungen ab Montag. 

Die meisten meiner Kolleginnen sehen den nächsten beiden Wochen mit Besorgnis entgegen – einige würden danach gerne in Urlaub fahren und sehen auch das gefährdet. Man muss ja nicht mal erkranken, es reicht ja, wenn man in Quarantäne gehen muss, damit das wieder nicht klappt…  

Sandra, 47, Kerpen: 
Endlich Schule! 


10. Juni 2020
Bei uns überwiegt gerade die Freude, dass die Grundschulen wieder öffnen, da sich unsere Tochter nunmehr seit Monaten nach ihren Freunden und Normalität sehnt.

Außerdem kann ich morgens nicht gleichzeitig einer Drittklässlerin und einem Gymnasiasten gerecht werden. Jeder stellt Fragen und fast immer gleichzeitig - das ist anstrengend und führt zu Reibereien, auch zwischen den Kindern. Unser Sohn ist zur Zeit echt nicht so ganz einfach. Der vermisst eigentlich den Rhythmus, er ist nicht ausgelastet! 

Die Motivation fehlt den beiden Kindern darüber hinaus völlig und wir hoffen inständig, dass ab Herbst wieder ein sinnvoller Schulalltag stattfinden kann.

S., 41, Köln: 
Eigener Kulli im Büro... 


Dienstag, 9. Juni 2020
Am vergangenen Dienstag war ich zum ersten Mal seit Mitte März im Büro. Die ganzen Einschränkungen und Anweisungen stressen mich enorm:
Bei jedem Gang zur Toiletten müssen wir einen Mundschutz tragen. Es dürfen nicht mehr als 45 Mitarbeiter im Büro sein. Die Anwesenheit wird über eine Exceltabelle geführt. Beim Eintritt ins Gebäude bitte Händewaschen. Vor und nach der Nutzung der Kaffeeemaschine bitte auch. Bitte Abstand halten. Soweit so gut. 

Aber dann ist man doch in dem gewohnten Ablauf gefangen und betritt eine Etage, die eigentlich nicht zu betreten ist. Meine Kollegin, die mir gegenüber sitzt, kommt dann doch um den Tisch herum, um auf meinen Bildschirm zu schauen. Ich brauche eine Unterschrift von meinem Chef und er bittet mich, einen eigenen Kulli mitzubringen. Was heißt das jetzt? Meinen Kulli? Einen neuen Kulli? Vielleicht einen in ein Zewa gehüllt? Blöde Gedanken, aber so geht es mir den ganzen Tag. Muss ich mir nach dem Kopieren auch die Hände desinfizieren? 

Ich sollte/wollte zur Arbeit kommen, weil wir vier neue Mitarbeiter einführen. Meine Kollegin und ich haben uns aufgeteilt, so dass jede von uns mit zwei neuen Mitarbeitern in einem großen Raum mit Abstand sitzen können, um ihnen zu erklären, wie unser Arbeitsalltag funktioniert. Einer meiner neuen Kollegen unterdrückt die ganze Zeit ein Husten. Wahrscheinlich hat er nur zu wenig getrunken, trotzdem steigt dabei mein Stresslevel...

Ich bin so unfassbar froh, als ich endlich wieder zu Hause bin. Im Grunde haben mich diese ganzen Anweisungen Schachmatt gesetzt und es fühlt sich an, wie auf einem Minenfeld. Kein Weg, keine Handlung ist selbstverständlich. Solange wir uns nicht "frei" im Büro bewegen können, möchte ich nicht täglich dort arbeiten. 

Und: Ich war den gesamten Tag mega unkonzentriert. 

Ute, Augsburg: 
Besuch im Pflegeheim 


Montag, 8. Juni 2020
Meine Tante Heidi lebt seit ein paar Jahren im Heim. Normalerweise besuchen meine Mutter und ich sie mindestens einmal in der Woche. Aber die vergangenen zwei Monate lief ja alles anders: Wir hatten natürlich in der Zeit kein Besuchsrecht und konnten dazu nur über die Station mit ihr Kontakt aufnehmen da sie leider mit dem Handy nicht mehr klar kam.
  
Seit etwa vier Wochen darf man wieder für eine Stunde in der Woche wieder ins Heim. Das ist natürlich nicht viel! Jeder Bewohner hat nur eine Kontaktperson und das bin im Moment ich für Heidi. Es ist ein ganz schöner Akt, bis man endlich drin und wieder draußen ist:

Mundschutzpflicht, schriftliche Anmeldung mit Eintragen in eine Liste, warten, bis die Schwester einen bis aufs Zimmer bringt und da auch wieder abholt. Nett: Etwa zehn Minuten vor Ablauf der Zeit kommt sie dann ins Zimmer, um einen darauf aufmerksam zu machen, dass die Besuchszeiten gleich zu Ende ist und die Verabschiedung starten sollte. Das ist alles ein bisschen nervig, auch wenn ich's verstehen kann.

Wenn möglich gehen bzw. fahren wir dann mit dem Rollstuhl in den Garten. Obwohl Heidi jedes Mal lieber im Zimmer bleiben möchte… Heidi ist zeitweise immer wieder ziemlich verwirrt, dann geht es aber auch wieder besser. 

Am 15.05. hatte sie ihren 81. Geburtstag und sie hat nicht wirklich verstanden, warum da nur ich kommen konnte. Inzwischen habe ich ihr ein anderes Telefon gekauft, mit dem sie besser klar kommt, und jetzt kann man sie zumindest wieder anrufen. 

Ansonsten ist hier bis auf die Mundschutz Pflicht in Geschäften gefühlt wieder alles wie von Corona. Die Leute halten, finde ich, nicht wirklich Abstand und treffen sie auch wieder mit allen möglichen Leuten. Aber zum Glück sind die Infektionen ja auch rückläufig und wir hoffen glaub ich alle dass es keine zweite Welle gibt. Bin schon gespannt.

Nina, 46, Kölner Rheincenter: Maskenpflicht, aber volle Läden


Samstag, 6. Juni 2020
Rheincenter im Westen von Köln: Maskenpflicht, in den meisten Ladeneingängen stehen Flaschen zur Desinfektion, Restaurantflächen sind bis auf ganz wenige geräumt. Bei Starbucks halten Stühle die Customer vom Tresen entfernt, Tische werden vom Personal vergeben. Überhaupt Personal: Alle tragen einen Mund-Nasenschutz, ausnahmslos, allerdings haben manche die Nase frei. Überall Sonderangebote, aber dazwischen sehr viel Ware zum regulären Preis. 

Vor dem Apple-Store eine lange Schlange, denn das Geschäft selber dürfen nur wenige Kunden gleichzeitig betreten, dadurch entsteht eigentlich eine absurde Situation, da die Menschen im Gang wenig Abstand halten. Sonst ist es fast so voll wie sonst auch. 

Eine Verkäuferin trägt statt Mundschutz einen durchsichtigen Schirm vor dem Gesicht und berichtet: „Die Masken sind für mich als Brillenträgerin kaum nutzbar, alles beschlägt, sobald ich mich nach vorne beuge und Waren einsortiere. Daher habe ich mich für diese andere Variante entschieden. 

Es ist sehr anstrengend, aber ich bin froh, dass sich nun alle daran beteiligen, das Virus einzudämmen. Angenehm ist es natürlich nicht hier so über Stunden zu stehen. Aber die meisten Kunden sind freundlich. Ich verstehe sie nur oft nicht und muss häufig nachfragen – die Worte müssen ja erst bei ihnen durch die Maske und dann noch zu mir an meinem Kopfschild vorbei in meine Ohren…“

Lotta, 14, Brühl: 
Kletterwald mit Einbahnstraßen


Sonntag, 7. Juni 2020
Der erste Geburtstag einer Freundin während der Corona-Zeit, an dem ich teilnehmen darf! Wir treffen uns erst zu sechst im Kletterwald, meine Mutter möchte noch nicht, dass ich im Auto mit anderen mitfahre – da kann man ja keinen Abstand halten. 

Ich umarme unser Geburtstagskind mit angehaltenem Atem und es tut echt gut! Dann ziehen wir alle Masken an. Am Eingang weist ein Schild darauf hin. 

Auch der Einweiser trägt einen Mund-Nasen-Schutz, während er uns die Gurte und vor allem die vielen neuen Regeln wegen der Eindämmungsmaßnahmen erklärt: Abstand halten, auf die Laufrichtung in den vielen „Einbahnstraßen“ achten und vor allem nur einzeln auf die Plattformen klettern. 

Früher durften wir dort zu zweit oder dritt stehen. Nach der Einweisung können wir zum Glück die Masken wieder ausziehen. 

Wir klettern drei Stunden lang, hangeln uns durch die Baumwipfel, stürzen uns in die Tiefe und lachen ganz viel. Wie schön, endlich wieder zusammen zu sein! Natürlich versuchen wir Abstand zu halten, aber spätestens beim picknicken schaffen wir das nicht mehr so richtig. Man wird einfach nachlässiger! Dafür ist das Picknick super geplant: Wir essen Kuchen, Käsewürfel und Obst mit einem Schaschlik-Spieß, so müssen wir nichts anfassen. Das ist sehr angenehm, denn wir sind zu weit von den Sanitäranlagen weg, um uns mal eben die Hände waschen zu können. 

Der Nachmittag ist viel zu schnell vorbei! Am Ende machen wir coole Fotos – dabei halten wir dann keinen wirklichen Abstand mehr zueinander… Aber wir fühlen uns alle gesund und passen ja seit Wochen sehr auf, es wird wohl niemand von uns Corona haben und ansteckend sein… Zum Abschied umarme ich meine Freundin noch einmal und halte sie ganz fest… 

Tina, 31, Erzieherin im Kölner Umland: Mein Job erlaubt keinen Sicherheitsabstand, Teil II


Donnerstag, 4. Juni 2020
Eine Mundschutzpflicht haben wir nicht eingeführt, denn dann müssten wir ja auch welche tragen, aber das geht in unserem Beruf nicht, finden wir: Die Kinder verstehen in dem Alter vieles nur durch das Zusammenspiel von Sprache und Mimik und bekämen sonst Angst. Nur beim Wickeln tragen wir eine Schutzmaske und natürlich Handschuhe, aber das haben wir den Kindern spielerisch vermittelt. 

Sonst versuchen wir, möglichst viel Normalität in den Alltag zu integrieren und den Kleinen keine Angst zu machen! Ich nehme die Kids weiter in den Arm und tröste sie! Dafür halte ich in meiner Freizeit Abstand, so minimiere ich das Risiko, selbst ansteckend zu werden! 

Was mir sehr fehlt: Der direkte Austausch mit meinem Kollegium: Wir halten selbstverständlich großen Abstand zueinander. Ich freue mich daher sehr auf einen Normalbetrieb, habe für mich selbst auch keine Angst vor Ansteckung. Diese Krankheit möchte ich nur nicht meinen Eltern ins Haus bringen… 

Mutter aus Königsdorf: Regelunterricht trotz Coronainfektion? 


Freitag, 5. Juni 2020
Eben kam die Meldung, die wie eine Bombe einschlug: Ab übernächster Woche sollen alle Grundschüler wieder in ihrem Klassenverband in die Schule gehen. Zwei Wochen lang bis zu den Ferien soll also der Unterricht fast wie vorher funktionieren, ohne Maske und ohne Abstandsregeln innerhalb des Klassenverbands.

Ich kann es nicht fassen: Jetzt haben wir alle so lange aufgepasst und Abstand gehalten und nun soll das alles nicht mehr nötig sein? Zwar sollen die Klassen nicht untereinander gemischt werden, veränderte Anfangszeiten und auch versetzte Pausen sind geplant, aber 30 Kinder können dann wieder ganz normal miteinander umgehen. Das klingt ja toll. Aber ich habe große Sorge, dass nun doch die Zahlen explodieren – und das kurz vor den Ferien, für die wir nun doch Hotels im europäischen Ausland gebucht haben. Das würde uns allen sehr gut tun! Wir müssen ja gar nicht selbst erkranken, es reicht doch, wenn wir in Quarantäne müssen, um den Urlaub nicht antreten zu können. 

Und noch etwas: Wir haben endlich wieder mehr Kontakt mit unserer älteren Verwandtschaft, das sollten wir sicher wieder einschränken… Panikmache? Wohl eher nicht: Erst vorgestern ist bekannt geworden, dass sich in der Grundschule meiner Kinder ein Mädchen mit dem Coronavirus infiziert hat, und mit ihm seine gesamte Familie, heißt es. Das Virus ist also noch da, es ist mitten unter uns. Die Rektorin selbst rief ab dem frühen Morgen alle Eltern der Kinder an, die mit dem Mädchen in derselben Lerngruppe Unterricht hatten. Sie sollten abwarten, was das Gesundheitsamt an Vorgaben herausgeben würde. 

Das Amt sah aber keinen Anlass, die Lerngruppe in Quarantäne zu senden, da die Kleine sehr wahrscheinlich erst nach dem Schulbesuch in der vergangenen Wochen ansteckend war. Die ersten Klassenkameraden sind getestet, bisher hat sich tatsächlich niemand mit dem Coronavirus infiziert. Aber bisher gelten ja auch noch die Abstandsregeln inklusive Mundschutzpflicht auf den Gängen...

Nina, 46, Kerpen: 
Harte finanzielle Zeiten


Mittwoch, 3. Juni 2020
Ein Friseur erzählt mir: Zum ersten seit vielen Jahren wollte ich in diesem Jahr richtigen Urlaub machen. Lange habe ich darauf gespart, um mit meinem Freund nach Spanien zu fliegen. Der Flug wäre im Mai gegangen, er wurde gecancelt,natürlich wegen Corona. 

Meine Anzahlung hätte ich laut Reisebüro verloren, wenn ich nicht zu einer Umbuchung bereit gewesen wäre. Das habe ich dann natürlich gemacht und hoffe sehr, in einem Jahr meinen Urlaub antreten zu können. Dafür muss ich aber jetzt erneut sparen. In diesem Frühjahr konnte ich ja wegen der Friseursalon-Schließungen zur Eindämmung der Verbreitung des Virus viele Wochen nicht arbeiten und habe nur das Kurzarbeitergeld erhalten. Aber das hat für meine Lebenshaltungskosten nicht gereicht, ich bin also an mein Urlaubsgeld gegangen… 

Das ist eine so harte Zeit und ich wäre froh, wenn die Menschen sich mehr an die Vorgaben halten würden, damit sich das Virus nicht weiter ausbreitet und wir einen weiteres Lockdown ertragen müssen 

Ich muss bei meiner Arbeit Mundschutz und Handschuhe tragen, das ist anstrengend, klar, aber ich möchte keinesfalls eine Ansteckung riskieren, weder selbst krank werden, noch andere anstecken. 

Mir haben so viele Kunden von Menschen erzählt, die nach einer eigentlich überstandenen Infektion wochenlang Luftnot hatten oder nicht mehr richtig riechen können. Darüber reden diese ganzen Verschörungstheoretiker nie, die hier bei mir sitzen: Die Krankheit ist für viele Erkrankte eben keine "Grippe". 

Tina, 31, Erzieherin im Kölner Umland: Mein Job erlaubt keinen Sicherheitsabstand, Teil I 


Donnerstag, 4. Juni 2020
Als Erzieherin in einem Kindergarten hat sich mein beruflicher Alltag durch diese Coronapandemie stark verändert. Beim Beginn der Eindämmungsmaßnahmen wurde ja nur noch eine sehr eingeschränkte Notbetreuung angeboten, da hatten wir dann erstmal nur zwei, drei Kinder in unserer großen Einrichtung mit fast 150 Kindern. 

Trotzdem sind wir als Kollegium in den ersten beiden Wochen vollständig anwesend gewesen, danach gab es einen Plan und ich habe jede Zweite Woche Dienst gehabt. Das klingt nach Urlaub, aber es hat mich gestresst. Ich liebe meinen Job als „Kindergärtnerin“! Und mir war klar, wie anstrengend diese Zeit für die Eltern „meiner“ Kinder sein musste. 

Nach und nach durften dann immer mehr Familien aus systemrelevanten Berufen die Betreuung nutzen, allerdings sehr eingeschränkt, also wirklich nur für die Zeit, in der gearbeitet wurde: Offiziell durften die Eltern nicht mal einkaufen gehen, bevor sie die Kinder abholten. 

Jetzt haben wir die Gruppen mit jeweils etwa sechs Kindern geöffnet, ab Montag dürfen dann alle Vorschulkinder wieder kommen und wir sind sehr gespannt, wer das nutzt. Denn es ist sehr unterschiedlich, wie die Eltern auf die Gefahr der Ansteckung reagieren: Manche bestehen darauf, dass die Kinder ständig die Hände waschen und trauen sich selbst kaum in die Einrichtung, andere nehmen die Anstandsregeln zwischen uns Erwachsenen kaum ernst. 

Die Leiterin meiner Einrichtung hat alles super organisiert, damit sich möglichst wenige Menschen auf den Gängen begegnen: Einige der Gruppenräume werden nur über das Außengelände betreten, andere Eltern bringen ihre Kinder durch den Haupteingang. Aber die Gruppenräume dürfen nur die Kinder und die jeweiligen Erzieher betreten. (Teil 2 siehe nächter Beitrag)

Laura, Indianapolis, USA: Proteste gegen Rassismus in der Coronazeit Teil I


Dienstag, 2. Juni 2020
Checking in from our upside down world. I haven’t been to the center of the city (7 km south of us) to see all the destruction in person. My heart is just so heavy and full of compassion for everyone finding words and actions for their hurt/fear/anger. 

The sidewalk chalk and signs in the neighborhood have changed from ones of perseverance in the pandemic to ones of social justice. It is hard to figure out how to engage with the virus and wanting still to take action and show support. Ben went to the protest on Saturday night, driving by and honking his support. His friends were out in the protest and were tear gassed.

We live very close to the governor’s mansion and the protesters walked from downtown to there last night. They were out past curfew but it ended peacefully and with love. Ben’s friends who were marching knew to come to our house if they got separated from each other or needed help in any way.

Laura, Indianapolis, USA: Proteste gegen Rassismus in der Coronazeit, Teil II


The helicopters flew over and over the house for hours as they tracked the protestors and armored police wagons and police cars were driving by. 

I was so relieved when it ended (we were watching the live stream) and the boys came here to regroup and say thank you for our support (we did so little, but I guess just being a heaven is something). 

“We are in this together” used to mean the virus, but I hope people are beginning to understand that we are in this life and experience together and every being should be nurtured and celebrated. 

Sending love to you all and hoping you are well!! 

Nadine, 38, Kerpen: 
Kommunionfest im Kleinen Kreis


Montag, 1. Juni 2020
Als im März wegen der Maßnahmen zur Eindämmung der Ausbreitung des Coronavirus sämtliche Veranstaltungen abgesagt wurden, bedeutete das auch für uns erst einmal einen kleinen Schock: Die Erstkommunionen sollten nicht stattfinden. 

Dieses Fest, auf das wir uns seit Jahren freuen und das wir mit unserer großen Familie und Freunden feiern wollten, sollte auf unbestimmte Zeit verschoben werden? Unsere Tochter Leah-Marie ging zu dem Zeitpunkt mit ihren Freundinnen seit etwa einem Jahr zum Kommunionunterricht, die Kirche und das in der Vorbereitung auf die Erstkommunion gelebte Miteinander war ein Teil unseres Lebens. Und plötzlich: alles abgesagt. Das weiße, perfekt passende Kleid hing im Schrank, die Einladungen waren raus, alles geplant. 

Aber zum Glück gingen dann die Zahlen der Infizierten wieder runter und damit kamen erste Lockerungen. 

Wir bekamen deshalb von der Kirche mehrere Möglichkeiten aufgezeigt, wann und wie eine Kommunion stattfinden kann.... Und wir haben uns für so schnell wie möglich entschieden, wirklich dieses Jahr zu feiern, wenn auch in einem ganz anderen Rahmen als geplant. 

Der Termin sollte kurz nach dieser Entscheidung stattfinden: Leah-Marie war ja jetzt vorbereitet und hatte sich darauf gefreut. Bei der Vorbereitung konnten sich die beiden Kinder gleich auf ein Thema einigen, alles ging entspannt zu. Und weil ja die Kirche mehr oder weniger leer war, blieb die unangenehme Aufregung aus, die ein großes Fest sonst so mit sich bringt.

Wegen der Coronapandemie erhielten also nur zwei Kinder ihre Erstkommunion, Leah-Marie und ihre Freundin Lia. Unsere Familie saß auf der einen, die andere Familie auf der anderen Seite der Kirche. Es durften natürlich nicht sämtliche Angehörige dazu kommen, somit haben wir entschieden, dass nur Oma und Opa dabei sein sollten und Leah-Maries Patentante. Zu unserer Überraschung kamen Leahs Klassenlehrerin und einige Katecheten sowohl aus St. Quirinus wie auch aus St. Martinus, den Kerpener Gemeinden. 

Ansonsten war die Kirche leer.... Dagmar Bilstein und Pfarrer Mörs haben das total schön gestaltet, und ich persönlich fand es wahrscheinlich sogar besser als eine große Zeremonie. Und dann war so tolles Wetter angesagt: So konnten wir bei uns im Garten grillen, die Kinder spielten um uns herum und wir hatten alle einen super Tag!

Mitten in der Pandemie: der gewaltsame Tod von Georg Floyd


Dienstag, 2. Juni 2020
Der Todesfall George Floyd infolge eines gewaltsamen Polizeieinsatzes am 25. Mai 2020 in Minneapolis (Minnesota) mitten in der weltumspannenden Coronakrise löste Proteste und Unruhen in den gesamten Vereinigten Staaten und anderen Teilen der Welt aus. 

Bei dem Einsatz war der 46-jährige Afroamerikaner George Floyd ums Leben gekommen. Nachdem ein Video von dem Vorfall bekannt wurde, kam es in über 140 Städten (bis Anfang Juni gezählt) innerhalb und außerhalb der USA zu Demonstrationen gegen Polizeigewalt und strukturellen Rassismus. 

Die zunächst friedlichen Märsche schlugen teilweise in Gewalt und Plünderungen um und forderten weitere Todesopfer.[ New York City und zahlreiche weitere Städte verhängten ab dem 31. Mai 2020 nächtliche Ausgangssperren und Militär wurde stationiert. (Quelle: Wikipedia) 

Seitdem gehen immer mehr Amerikaner auf die Straße, um gegen Rassismus zu demonstrieren. Laura aus Indianapolis beobachtet mit großer Sorge diese Entwicklung und hat Angst vor einer Eskalation von Gewalt. Sie fürchtet außerdem eine weitere Ausbreitung der Pandemie in ihrer Heimat, den USA, da die angeratenen Abstände zwischen den Menschen dabei nur schwer einzuhalten sind. 

Trotzdem unterstützt sie mit ihrer Familie die Proteste so weit es geht. Sie stolz auf ihren erwachsenden Sohn Ben, der trotz der Gefahr vor Ansteckung eine Möglichkeit gefunden hat, gegen Rassismus auf die Straße geht. Die ausgebildete Yogalehrerin berichtet in den nächsten Artikeln über die Zustände in Indianapolis, wo es während der Märsche auch schon zu Toten kam. Freunde ihrer Söhne wurden bei Protesten durch Tränengas verletzt. 
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