März 2020

So verändert Covid-19 alles... 

Drastische Maßnahmen zur Eindämmung und Verlangsamung des Coronavirus, das die Lungenkrankheit Covid-19 auslöst, verändern gerade unser Leben in Deutschland, Europa, 
in der gesamten Welt.
Täglich erleben wir dadurch Situationen, die wir uns bis kurz vorher nicht einmal denken konnten. 
Vieles macht Angst, aber auch Mut! Hier entsteht eine lebendige Dokumentation dieser Zeit. 

Babsi, 45, Köln

6.4.2020, ein Montag
Diese Zeilen schreibe ich für eine Freundin, die nicht genannt werden möchte. Aber wir beide finden, dass der Brief des Kölner Gesundheitsamtes hierher gehört, er ist ein Zeugnis dieser Zeit. 

Meine Freundin hatte direkten Kontakt mit einem Corona-Infizierten und wurde damit in Quarantäne geschickt. Dieser hart formulierte Brief traf ein: Ab sofort habe sie sich in „häusliche Absonderung“ zu begeben. „Für den Fall der Zuwiderhandlung gegen meine Anordnungen behalte ich mir Zwangsmaßnahmen vor“, heißt es da: „Das bedeutet für Sie, dass ich auch gegen Ihren Willen, notfalls unter Anwendung körperlicher Gewalt durch einen Beauftragten des Gesundheitsamtes sicherstelle, dass Sie die Wohnung nicht verlassen.“ 

Nicht falsch verstehen: Natürlich muss das Gesundheitsamt klar machen, dass die häusliche Quarantäne bedeutet, dass man die Wohnung nur in Gefahrensituationen verlassen darf. Denn die Ausbreitung des Virus muss absolut verlangsamt werden, damit unser Gesundheitssystem nicht kollabiert. Aber wenn so eine Anweisung im reinen Amtsdeutsch einen Menschen erreicht, dem es schlecht geht, der Angst um sein Leben hat, vielleicht alt und einsam ist, dem wird damit nicht vermittelt, dass das Amt Leben schützen und retten möchte. Da ist eine Bedrohung drin, die unheimlich ist. 

Hätte unserer Frau Bürgermeisterin, in deren Auftrag der Brief geschrieben ist, nicht mit einer Bekundung von Mitempfinden starten und den besten Wünschen für die Gesundheit enden können? 

Martin, 44, Kerpen 

6.4.2020, ein Montag
Als Immobilienmakler betrifft mich natürlich diese Krise auch beruflich: Wir haben Absagen von Verkäufern, weil denen die Zeit ungünstig erscheint. Aber auch Absagen von Käufern, weil sie das Geld für den Kauf jetzt lieber zurückhalten. Mieter, die eigentlich mit dem Verkauf nichts zu tun haben, lassen niemanden für eine Besichtigung in ihre Wohnung. 

Aber: Bisher haben alle, die schon einen Notartermin hatten, diesen auch wahrgenommen, die Finanzierungen haben geklappt, Mietverträge wurden unterschrieben. Meine Firma vermarktet auch einige Neubauten, das läuft natürlich gut weiter. Da muss ja niemand gefragt werden, ob man hinein darf! Außerdem hatten wir zu Beginn des Jahres einen Riesendeal, der finanziert mehrere Mitarbeiter das gesamte Jahr. 

Eine Art Witz ist, dass der überhitzte Markt, in dem es von einem ins andere Hoch überlief, sich jetzt innerhalb einer Woche gedreht hat: Plötzlich gibt es mehr Verkäufer, die unbedingt verkaufen wollen, weil sie das Geld für ihre Firmen oder zum Leben brauchen, sie stehen weniger Käufern gegenüber. Es gibt einfach viele Menschen, die in diesen wirtschaftlich unsicheren Zeiten keine großen Investitionen tätigen wollen oder können. Da haben die Politiker jahrelang überlegt, wie sie Mieter und Käufer vor immer höheren Preisen schützen können – und jetzt erledigt sich das gerade von alleine. 

Ich bin aber sehr zuversichtlich, dass es auf trotzdem dem Immobilienmarkt auch ohne große Preissteigerungen bald weiter geht. 


Conny, 31, Köln

6.4.2010, ein Montag
Meine Großmutter ist am Wochenende tatsächlich an Corona verstorben. Nach einem Krankenhausaufenthalt ging es ihr schlechter. Deshalb wurde sie auf das Virus getestet und dabei bestätigte sich der Verdacht. Wo genau sie sich angesteckt hat, ist aber nicht klar. 

Natürlich wurde sie in ihrem Pflegeheim sofort isoliert, die Pflegekräfte gingen nur stark vermummt zu ihr hinein. Wir als ihre Angehörigen durften nicht zu ihr. Besuch ist aus Schutz für die Senioren in den Heimen derzeit nicht gestattet. Niemand von der Familie war deshalb in den letzten, harten Tagen bei ihr: Sie litt an hohem Fieber, bekam anscheinend nicht mehr richtig Luft. Das war so schlimm zu wissen! 

Sie hatte in den vergangenen Jahren eine zunehmende Demenz entwickelt und uns schon lange nicht mehr erkannt. Einige Zeit hatten wir sie in ihrem Haus von einer 24-Stunden-Kraft zu Hause betreuen lassen, aber vor zwei Jahren zog sie ins Pflegeheim, weil es anders einfach nicht mehr ging. Nie hätten wir erwartet, dass sie deshalb alleine sterben müsste! 

Sie ist 87 Jahre alt geworden, hatte drei Kinder und fünf Enkel. Da erwartet man nicht, die letzten Atemzüge ohne eine vertraute Hand tun zu müssen. 

Janine, 42, Königsdorf

6.4.2020, ein Montag
Start der vierten Woche der sozialen Distanz, jetzt haben offiziell die Osterferien begonnen. Eigentlich wären meine Familie und ich an die holländische Küste gefahren, aber den Urlaub haben wir gecancelled – auch wenn die Niederlande Deutsche weiterhin einreisen lassen. Für Oktober haben wir eine Südafrika-Reise geplant. Ob wir diese Reise antreten können?

Ich habe das Gefühl, dass sich die Schnelligkeit, mit der eine Schreckensmeldung die nächste jagt, etwas verlangsamt und jetzt auch gute Nachrichten durchdringen. Ich arbeite in einer Agentur, auch in der vierten Woche Home Office läuft der Arbeitsalltag reibungslos weiter, die technische Ausstattung hatten wir schon. 
Meine Kinder lernen Gitarre und Klarinette – jetzt über Skype. Statt im Fitnessstudio halte ich mich jetzt mit Online-Workouts fit. Kontakt zu Familie und Freunden läuft über Videochatts. Traurig macht mich, dass meine Mutter diese Woche 70 wird und wir diesen runden Geburtstag nicht gemeinsam mit ihr feiern können. 

Am meisten vermisse ich die Freiheit, das tun zu können, wonach mir spontan der Sinn steht. Nichtsdestotrotz: die Maßnahmen scheinen zu wirken und nur das zählt. Meine Angst: Was passiert, wenn die Maßnahmen wieder gelockert werden. Ist es nur eine Frage der Zeit bis zum nächsten Lockdown? 

Claudia, Eldorf 

6.4.2020, ein Montag
Die Zeit, in der wir seit einigen Wochen leben und in der wir tagtäglich mit neuen Nachrichten und Änderungen bombardiert werden, mutet mehr als unwirklich an. Wir alle haben eine derartige Pandemie noch nicht erlebt, unsere Welt scheint still zu stehen und wir leben in unserem eigenen Mikrokosmos. Für uns als Freiberufler bedeutet das, die Sache auszusitzen, auch finanziell. Auf einen Schlag sind sämtliche Einnahmen weggebrochen - eine Situation, mit der wir so nie gerechnet hätten.

Zudem haben wir nun insgesamt fünf Wochen Homeschooling hinter uns, da die Schule unseres Sohnes (11) schon vor dem generellen Lockdown schließen musste. Zwei Wochen später zog unsere Tochter (8) nach. Die Kinder werden von den Schulen mit Lernstoff versorgt, aber wie in fast allen Familien mangelt es in diesen Wochen nicht selten an Motivation, da das aktive Miteinander mit den Lehrern und Klassenkameraden fehlt. Die sozialen Kontakte sind in dieser surrealen Zeit ein ganz wichtiger Punkt. 

Ausnahmsweise sind wir mal froh, dass wenigstens unser Sohn die Möglichkeit hat, mit seinen Freunden online zu spielen und dabei zu chatten und manchmal wirkt es fast, als wäre alles normal. Kinder aber brauchen Kontakte von Angesicht zu Angesicht, sie brauchen direkten Austausch mit Gleichaltrigen an der frischen Luft, sie brauchen den interaktiven Austausch. Den Alltag, kurzum.

Miri, 42, Kerpen

6.4.2020. ein Montag
So schlimm diese Situation für die Welt ist: Es geht uns - den Umständen entsprechend- gut!

Natürlich haben auch wir Sorge um nahe Angehörige , die zur Risikogruppe gehören. Und wir machen uns auch Gedanken darüber, wie es nach der ganzen Krise finanziell weitergeht, da mein Mann selbstständig mit einem eigenen Reisebüro ist… 

 Auch für uns ist es furchtbar anstrengend, neben Homeoffice und Homeschooling zwei sehr lebhafte Jungs (8 und 11) zu Hause zu „bespaßen“, die es gewohnt sind, min. 2-3 die Woche Fußballtraining zu haben und regelmäßig ihre Freunde zu treffen…

Aber bei allem Negativen gibt es auch positive Seiten, die man nicht vergessen darf: Man hat mit der Familie echt Zeit für Dinge, die sonst auf der Strecke geblieben wären: Ich habe meine uralten Rollschuhe wieder aus dem Keller geholt und übe jetzt mit den Jungs auf der Straße. Wir haben ein Badmintonnetz im Garten aufgebaut und die Tischtennisplatte aus der Garage geholt und liefern uns mit meiner Schwester und ihrem Mann, die nebenan wohnen, knallharte Matches (selbstverständlich mit 2m Mindestabstand…;-)). 

Abends wird regelmäßig noch gespielt oder gemeinsam eine Familiensendung im Fernsehen geguckt. All das war im Termindruck des „normalen“ Alltags selten möglich….

Nina, 45, Kerpen

5.4.2020
Ich würde gerne laut Danke schreien! So viele Menschen sind jeden Tag da draußen und müssen sich der Gefahr der Ansteckung aussetzen – Ich darf mich verkriechen! 

Krankenschwestern, Ärzte, Altenpfleger, Verkäuferinnen in Supermärkten und Bäckereien, Müllmänner, Apotheker, Laborangestellte, Bestatter, Feuerwehrleute, Sanitäter (...) und ja, auch Erzieherinnen im Notdienst, sie alle sind offiziell „systemrelevant“ und haben damit unter bestimmten Voraussetzungen (und nur dann!) Anspruch auf „Notbetreuung“ ihrer jungen Kinder. 

Eine Gruppe wird in diesen Aufzählungen oft ausgelassen: Die Tierärzte. Auch sie haben weiterhin ihre Praxen geöffnet und sind für den Dackel der alten Dame genauso da wie für den Papagei des Studenten und die Katzen meiner Tante. 

Zwar gilt in solchen Zeiten mehr denn je Abstand zu halten – so werden die tierischen Patienten jetzt oft ohne ihre Besitzer untersucht, es gibt nur noch Terminsprechstunden und aufschiebbare Behandlungen werden verschoben. Aber Tierärzte und ihre Mitarbeiter gelten seit Ende März ebenfalls als „systemrelevant“ und dadurch ist endlich auch die Betreuung ihrer Kinder gesichert. 

Wir Tierliebhaber können verdammt froh darüber sein, dass diese medizinischen Einrichtungen auch in dieser Zeit für uns und unsere Vierbeiner da sind! DANKE!

Meike, 71, Höhr-Grenzhausen

5.4.2020
Mein Mann und ich halten uns streng an die Vorgaben und bleiben als Senioren fast die gesamte Zeit im Haus, wir gehen nur täglich spazieren, halten dabei aber großen Abstand zu allen anderen Menschen. Einkäufe erledigen unsere jüngeren Nachbarn. 

Unsere Familie fehlt uns sehr! Aber wir sind täglich in Kontakt, meistens schicken wir Fotos per WhatsApp hin und her – so bekommen wir ziemlich viel mit! 

Als die Diskussion aufkam, ob Masken in der Öffentlichkeit getragen werden sollten, diese jedoch so schwer zu bekommen sind, dass sogar viele Kliniken aus der Not heraus begonnen haben, selber Masken aus Stoff herzustellen, habe ich im Internet eine Reihe von Schnittmustern gefunden. Diese Idee ist wie für mich gemacht! Ich nähe sehr gerne und viel und habe viele Stoffe zu Hause. Deshalb habe ich mich dann direkt an meine Nähmaschine gesetzt und nach verschiedenen Vorgaben Masken genäht. So einfach ist das aber gar nicht, wenn dieser Schutz gut sitzen soll: Man muss den Stoff mit einem Zweiten unterlegen, die Bänder oder Gummibänder müssen so angebracht werden, dass sie nicht leicht abreißen und am oberen Rand sollte ein Draht eingezogen werden, damit sich die Maske an die Gesichtsform anpassen lässt. 

Nach einigen Versuchen habe ich dann ein vernünftiges Schnittmuster gefunden und nun bin ich in die „Massenproduktion“ gegangen – als Erstes habe ich für meine beiden Kinder, ihre Ehepartner und meine fünf Enkel bunte, hübsche Masken genäht und ihnen geschickt, jetzt nähe ich für unsere Freunde und Nachbarn und deren Kinder! 

Sanne, 43, Königsdorf

5.4.2020
Endlich Zeit für eine Osterwerkstatt! Wir basteln zwar in jedem Jahr und färben Eier, aber in dieser Zeit des sozialen Rückzugs ist dafür endlich mal ausgiebig Muße! 

Zuerst haben meine beiden Töchter, sieben und zehn Jahre alt, aus Filz Osterkörbchen gebastelt, dann haben sie alte Milch- und Eierkartons verschönert. Seit gestern machen sie wunderschöne Dinge aus Salzteig. Den haben sie selber angemischt und geknetet. Danach haben sie daraus Blumen und Tiere geformt, die wir gebacken haben. Heute wird angemalt! 

Wir wollen ihren Großeltern eine Überraschung bereiten: Da wir sie ja Ostern nicht sehen dürfen, werden wir vor ihre Tür ein richtiges Osternest legen: Die gebastelten Kostbarkeiten, ein paar leckere Ostereier und einen selbstgebackenen Kuchen. Beim Verzieren des Kuchens tragen wir einfach selbst genähte Masken, die wir geschenkt bekommen haben. Dann kann sicher nichts passieren! 

Und Oma und Opa werden sich sicher wahnsinnig freuen, sie leiden sehr unter der auferlegten Trennung, um sich vor dem Coronavirus zu schützen. 

Peter Worms, 
Kölner Liedermacher

4.4.2020 
„Ich bring´ Dir bei, was keiner mehr weiß. Ich steh´ grad´ für Dich und jeden letzten … Sch….ade, dass ich uns die Welt nicht schönreimen kann“.

Dies sind die ersten Zeilen aus meinem Lied „Schwarz – Rot – Gold“. Was ist es denn, was wir möglicherweise nicht mehr wissen? Was haben wir vergessen?
Kann uns diese Corona-Krise hier weiterhelfen? Hier ist kein schnelles „Ja“ oder „Nein“ abgefragt. Aber wir erleben in diesen Tagen doch - jeder auf seine eigene Art und Weise – dass etwas Neues mit uns passiert.
Wir sind ein Stück weit „ruhiggestellt“, haben unseren bisherigen gewohnten Alltag nicht mehr um uns herum, sind vielleicht orientierungslos, unsicher, haben Ängste. Aber wovor?
Wir fürchten gesundheitliche Folgen für uns oder unsere Lieben, schauen vielleicht sorgenvoll auf unsere wirtschaftliche Existenz. 
 
Was wir also vergessen haben könnten, ist Vertrauen in etwas, was überdauert, was uns trägt, auch wenn wir glauben, es nicht mehr zu schaffen. Vielleicht die Tatsache, dass wir in der Dimension der Zeit nur ein Hauch sind, ein Wimpernschlag der Geschichte. Aber was ist es, was uns als Individuum ausmacht? Wir haben jetzt Zeit, mal ganz anders auf uns und unsere Mitmenschen zu schauen. Vielleicht nutzen wir den jetzt entstandenen freien Raum für die Wiederentdeckung von Mitgefühl, für eine Reise nach innen und nicht in die Karibik. Für ein Telefonat ohne den Blick auf die Uhr.
 
Das alles ist eine Idee, eine Möglichkeit, die wir nutzen können, um wiederzufinden, was wir vielleicht vergessen haben.
Bleiben wir alle gesund und weiter zu Hause, auch wenn das über Ostern ganz fremd ist. 
Foto: Westwind e.V. - Danke! 

Tanja, 50, Burscheid

4.4.2020
Die dritte schulfreie Woche… Beide Kids und mein Mann sind zu Hause, ich mache an vier Tagen in der Woche Home Office Nur freitags fahre ich für ein paar Stunden ins Büro. Sonst verlassen wir das Grundstück nur zum Einkaufen oder spazieren gehen. Dann gehen wir in den Wald, wo wir sehr wenige Menschen sehen. 

Ich genieße diese intensive Familienzeit. Aber ich vermisse auch meinen großen Freundeskreis. Und das geht vor allem meinem Sohn im Teenager-Alter ebenso, der weder seine Freunde treffen, noch zu seinem geliebten Basketball-Training gehen darf. Die Bewegung fehlt ihm und er nervt die Nachbarn, weil er stundenlang auf der Einfahrt vor dem Haus in seinen Korb wirft. Ich weiß allerdings nicht, was daran nicht okay sein sollte. 

Videoanrufe reichen mir selbst nicht mehr, um mit meinen Freunden in Kontakt zu bleiben, ich bin zwischendurch etwas genervt und sehr traurig über diese Situation. Vor ein paar Tagen bin ich deshalb zu einer Freundin gefahren und wir haben einen tollen Abend miteinander verbracht. Sie ist sonst auch sehr vorsichtig und sieht niemanden. Mir hat der Abend sehr gut getan. 

Unsere kleine Tochter findet es natürlich toll, uns alle ständig um sich zu haben! 
Und unser Garten ist jetzt top gepflegt und am Wochenende streichen wir das Haus!

Mandala, 44,  Mailand

4.4.2020
Mailand: Wir sind schon seit drei Wochen nicht mehr vors Haus gegangen. Jetzt hat sich eine Routine eingestellt: Die Kids haben fast normal Schule, aber eben online! Mein Sohn Leon macht zwei Lektionen und ist danach mit Hausaufgaben beschäftigt. Seine jüngere Schwester geht noch in die Grundschule, sie muss morgens und nachmittags online sein, sie macht sogar Sport mit ihrer Klasse! 

Um 12.30 Uhr gibt es ein Highlight: Dann gehen alle Nachbarn auf die „Ringhiera“, das ist ein durchgehender Balkon entlang des Hauses: Wir trinken dort gemeinsam einen Aperitif! 

Am Haus fahren die Straßenbahnen leer vorbei, sonst hören wir Ambulanzen, aber auf der Straße ist nichts los... 

Außerdem gehen mein Sohn und ich jeden Tag für 20 Minuten in den Hof und spielen Fußball, so bewegen wir uns zumindest etwas. 

Ich bin Goldschmiedin und arbeite, so lange ich noch Material habe. Guckt doch mal vorbei: www.mandala-t.com oder auf Insta unter Mandala.t. 

Da ich eine chronische Krankheit habe und starke Medikamente nehme, gehöre ich zu der so genannten Risikogruppe. Ich gehe nicht einkaufen, Nachbarn versorgen uns mit Lebensmitteln. Zum Glück hat bisher niemand von unseren Freunden Corona durchstehen müssen!

Mira, 43, Hamburg

3.4.2020
Mein sechsjähriger Sohn Carlo bekommt jetzt ein eigenes Zimmer und damit einen Rückzugsort! Bisher schläft er mit seiner dreieinhalb Jahre jüngeren Schwester Tilda in einem Raum, aber im Zuge dieser Familienisolation kann jeder sehr gut einen Platz für sich gebrauchen… 

Wir haben ein Zimmer hinter meinem Büro, das dafür vorgesehen ist. Eigentlich sollte er erst mit Schulbeginn dort einziehen, da er nun etwas weiter von uns entfernt schlafen wird. Aber diese Lösung wird alles entzerren! Denn mit drei Kindern ist diese Zeit natürlich nicht immer ganz leicht. Vor Allem, wenn ständig alle aufeinander hocken. 

Unser Familienprojekt fürs Wochenende: Wir bauen alle gemeinsam ein Hochbett! Holz und passende Matratze sind schon da. Zusammen haben wir überlegt, wie das Bett ganz individuell werden könnte. Carlo hat selbst vorgeschlagen, wir könnten die Leiter aus Stämmen zimmern – tolle Idee! 

Wir wohnen direkt oberhalb der Elbe und sind heute Morgen bei Sonnenschein an den Strand gegangen, um nach Treibgut zu suchen. Mit Erfolg! Die Kinder haben die ziemlich großen Stämme mit vereinten Kräften bis nach oben zu uns gezogen. 

Jetzt entrindet Carlo sie seit Stunden. Das ist eine Wahnsinnsarbeit, aber er möchte nicht, dass Käfer und anderes Getier mit ihm in sein neues Reich einziehen…  

Julia, 44, Köln 

3.4.2020 
Mein Mann und ich haben uns mit unseren drei Kindern und unseren Haustieren für eine freiwillige Isolation mit festem Tagesablauf entschieden. Drei Wochen später kann ich sagen: gute Entscheidung! 

Durch die Kinder und Tiere bleibt ein großer Teil Normalität erhalten. Trotzdem macht diese Situation viel mit mir, ich hinterfrage und überdenke mein Leben. Darf ich in dieser Situation die Zeit mit den Kindern genießen? 

Wie viele andere machte ich bisher drei Phasen durch: Zuerst habe ich es nicht ernst genommen: wird uns schon nicht betreffen, ist ne kleine Grippe. Danach konnte ich über nichts anderes mehr nachdenken und habe mich sehr viel informiert. Als dritte Phase wollte ich eine Zeit lang gar nichts mehr davon hören. 

Jetzt fühle ich mich nicht mehr wie in einem Film, sondern mehr wie der Betrachter. Mir fallen auch positive Effekte dieser Zeit auf, aber ich entdecke auch Formulierungen und Gedanken, die ich überhaupt nicht teilen kann. Viele möchten Sicherheit darin finden, indem sie ihre Meinung teilen und sich bestätigen lassen. Besonders schwierig finde ich dabei die Erzählungen, die mit „die Leute“ beginnen. Meistens ist derjenige eigentlich ein Teil „der Leute“ und teilt seine (oft negativen) Beobachtungen mit. Jeder versucht seinen Umgang mit der Situation zu rechtfertigen, ob vor sich selbst oder vor anderen. 

Irgendwo habe ich einen Spruch gelesen, dass man nach Innen gehen soll, wenn man nicht nach Außen kann. Für mich (!) ist das die Lösung! 

Marlene, 59, Kerpen

3.4.2020
Als ich in dieser seltsamen Zeit einen Hänger hatte, hat mir eine Freundin als Tipp erzählt, dass sie jeden Tag einem anderen Menschen etwas Gutes tut und sich selbst damit hilft, durch diese Zeit der sozialen Isolation zu kommen – die ja für uns alle schwer ist! Was für eine schöne Idee, die ich direkt aufgenommen habe: Zum Beispiel habe ich meiner Tochter ein Paket mit ein paar Überraschungen gesandt. Und meine Freundin hatte ja so Recht, ich habe mir selbst damit die größte Freude bereitet! 

Als Dank für diesen schönen Rat schrieb ich ihr eine Karte und legte kleinen Steinengel dazu. Der hatte keinen großen Wert, war aber sehr süß und ich wollte ihr ein damit zeigen, wieviel mir ihre Unterstützung bedeutet. 

Gestern schickte sie mir eine Nachricht mit Dank für die herzlichen Worte – erwähnte aber diesen Engel nicht. Ich überlegte, fragte dann aber nach, da mir das seltsam vorkam. Nun, der Engel hatte sie überhaupt nicht erreicht: Der Umschlag war unterwegs geöffnet worden! Jemand hatte das Figürchen geklaut! 

Erst konnte ich es nicht fassen. So etwas in dieser Zeit! Ich regte mich zunächst auf, aber meine Freundin sagte so etwas Schönes: Vielleicht beschützt er nun jemanden, der es wirklich nötig hat… Der Gedanke tut mir gut! 

Laura, Mitte 40,
Indianapolis, USA

2.4.2020
We live next to the Butler University in the North of Indianapolis. Because oft the coronavirus all the students have gone. I am not sure how much notice they were given that they could not come back or had to leave but I guess it was not long enough to pack up their bikes in storage. There are so many all around the beautiful deserted campus! It seems both sad and hopeful to have them there wating for their owners to come back… 

Signs in the neighborhood still keeps our spirits up! And I am grateful for the signs of spring. Something new blossoms everyday, assuring us of the passing of time and that change will come… 

Iris, 46, Kerpen Reisebüro Bellingrodt

2.4.2020
Gleich vorweg: Auf dem Foto halten wir nicht den Mindestabstand! Aber wir arbeiten wie in einer Familie eng zusammen, da geht es nicht anders.

Ein Update!: Alles läuft jetzt per Telefon. Wir haben vielen Urlaubern helfen können, natürlich unseren Kunden, aber auch verzweifelten Menschen, deren Reisebüros nicht mehr geöffnet haben - Das macht mich glücklich und stolz! 

Wir versuchen weiter, festsitzende Urlauber zurück zu holen. Aber das ist natürlich immer abhängig von politischen Entscheidungen: In vielen Ländern sind die Flughäfen geschlossen, strenge Ausgangssperren verhindern den Weg nach Hause. Einige deutsche Staatsbürger sind erst mal in Botschaften gestrandet. Das Auswärtige Amt und wir bleiben dran!

Und: Gestern habe ich tatsächlich eine tolle Kreuzfahrt für November buchen dürfen – das macht Mut! Es geht weiter! 

Privat genieße ich diese ganz enge Familienzeit sehr. Wir machen es uns abends gemütlich, kochen lecker, trinken guten Wein, spielen Monopoly und Scrabble,  und unternehmen lange Spaziergänge bei diesem herrlich kalten Sonnenschein! 

Nina, 45, Kerpen

2.4.2020
Gestern hatte ich noch das Gefühl, auf einer Art Insel mit einer anderen Art des Virus zu leben. Ja, auch wir haben Corona-Fälle im Bekannten- und Freundeskreis. Aber die verlaufen „mild“, niemand muss ins Krankenhaus. Laut Gesundheitsamt dürfen sie nach zwei Wochen Quarantäne – egal, wie lange sie Symptome hatten – wieder auf die Straße, in Parks, einkaufen... Das passt nicht zu den Bildern aus Spanien und Italien, die wir in den Nachrichten sehen. 

Aber dann rief mich mittags eine Freundin an und erzählte, ihre Großmutter habe sich mit dem Coronavirus infiziert. Woher, ist nicht klar, sie war in der vergangenen Woche in einem Kölner Krankenhaus. Jetzt liegt die 88-Jährige Dame isoliert in ihrem Pflegeheim, niemand darf sie besuchen. Das Pflegepersonal kann nur verhüllt zu ihr und da bei der Schutzkleidung die  „Ressourcen knapp“ sind (wieder ein Ausdruck aus den Nachrichten), wird das eher selten der Fall sein… Eine schlimme Vorstellung. 

Heute Morgen die WhatsApp einer Freundin, die als Ärztin arbeitet: Bei ihr sind aktuell neun Patienten beatmet auf der Intensivstation, einige auf der normalen Station, zwei sind verstorben. 

Eine andere Freundin darf wegen der Ansteckungsgefahr ihren Vater im Krankenhaus nicht besuchen, sie darf seit zwei Wochen nur noch auf der Station anrufen. Aber niemand hat jetzt Zeit, dem alten Herrn das Telefon zu reichen. Corona ist also wirklich hier….

Nele, 14, Kerpen

1.4.2020
Nach Ausbruch des Coronavirus in China habe ich in der Schule mitbekommen, wie Kinder mit asiatischen Wurzeln „Corona“ gerufen wurden! Manche Betroffene haben sogar darüber gelacht!

Als dann die Schulschließungen kamen, wurde es etwas chaotisch, einige Lehrer haben uns noch mit Aufgaben versorgt. Dann wurde von unserem Klassenlehrer eine WhatsApp-Gruppe erstellt, bei der ein Schüler vergessen und erst nach einer Woche hinzugefügt wurde. Wir sollten uns zunächst das Programm Moodle herunterladen, aber dann gab es eine App, die uns informieren sollte. Außerdem kommen e-Mails und WhatsApps mit Infos. Meine ganze Klasse ist in manchen Fächern überfordert von den vielen Aufgaben, wir bekommen das teilweise fast nicht geschafft. Aber wir bleiben dran! 

Vor einigen Tagen bin ich 14 Jahre alt geworden – und durfte natürlich weder Freunde noch Familie einladen. Das fand ich schade und es hat mich ehrlich gesagt auch wütend gemacht. Aber ich sehe ein, dass es besser ist, wenn jeder in der nächsten Zeit zu Hause bleibt, damit sich das Virus nicht weiter ausbreitet. Ich werde nachfeiern! 

Manchmal gehe ich mit meinen Eltern spazieren, sonst telefoniere ich viel mit meinen Freundinnen, die ich sehr vermisse. Außerdem übe ich Klavier. Mal sehen,wann mir langweilig wird, bisher geht es! 

Saskia, 43, gerade Köln

1.4.2020
Nach einem Eingriff an der Lunge liege ich in einem Kölner Krankenhaus. Vor der Aufnahme am Montagmorgen musste ich mich auf eine Infektion mit dem Coronavirus testen lassen. Eine seltsame Situation! War zum Glück negativ.

Natürlich ist auch sonst Einiges an-ders als sonst: Mein Mann hat mich gestern Morgen an der Kliniktür verabschieden müssen, er darf mich natürlich auch nicht besuchen. Viele der Pfleger und Krankenschwestern tragen Mundschutz, aber nicht alle. Sie wirken recht entspannt, allerdings scheinen sie nicht voll besetzt zu sein. Auffällig: 

Es gibt kein Desinfektionsmittel bei mir im Zimmer. Auf dem Weg zum Röntgen habe ich ein Schild entdeckt, auf dem in sieben europäischen Sprachen darum gebeten wird, einen Mundschutz anzulegen und sich die Hände zu desinfizieren. Aber auch hier keinen Spender. Eine Krankenschwester erzählt, sie wären bestohlen worden, außerdem hätte jemand ein Gemisch aus Seife und Wasser in einen Desinfektionsspender gefüllt. Geht´s noch??
 
Eben habe ich gehört, dass Station Station 4A isoliert ist, da scheinen Coronapatienten zu liegen. Ich bin auf Station 4B… 

Laura, Mitte 40, Indianapolis, USA

1.4.2020
Right now in this lock down Charles office is the bedroom of our son Noah. After we take a short run in the morning I meditate and he „goes to work“ – It is amazing the number of conference calls a teenager can sleep through! 

We wanted to move to Houston in Texas this year but now is it on indefinite hold. Our daughter Bayes wants to spend a year in Denmark to study there. We put all papers together they required but do not know if or when she can really go… One can´t believe things like this will be possible again… but I do hope it so very much! 

To connect, someone has set up a website where we are told what colour to wear on walks and what kind of facial expression we should make. That's so cool! 

And people put up signs in their homes or gardens to keep the spirit up! Tape on the floor keeps us apart in the checkout in grocery stores. 

Our children have a new hobby - they solve puzzles online...

Nadine, 38, Kerpen

31.3.2020
Verrückt: Ich genieße diese Zeit in vollen Zügen – dabei musste ich mein Geschäft, den Hahnen PC, natürlich auch erst einmal für Publikumsverkehr schließen. Das bedeutet einen großen Umsatzverlust. 

Mein Mitarbeiter hilft unseren Kunden aus dem Home Office aus per Telefon mit Fernwartung, soweit er kann. Ich mache die Reparaturen in der Werkstatt und liefere abends noch Sachen wie Patronen, Toner oder Equipment für Heimarbeitsplätze aus. Das wird zu-mindest noch gebraucht und ist erlaubt! 

Aber endlich habe ich viel Zeit mit meinen beiden Kids. Leah-Marie ist acht und Tylor sieben Jahre alt, sie gehen sonst hier in die Grundschule. Jetzt sind sie die ganze Zeit bei mir im Geschäft, da ist ja Platz ohne Ende. Die beiden sind fleißig, wir schaffen viel mehr Schulstoff als sonst und haben daneben Zeit für schöne Dinge! 

Ich denke immer: Wir schaffen das! 

Diana, 51, Erftstadt

31.2.2020
Am 10. März sind wir mit Freunden für ein paar Tage nach Marrakesch geflogen. Das Flugzeug war ausgebucht, alles war wie immer. Die Stadt war angenehm leer, genauso die Sehenswürdigkeiten. Aber wir fragten uns: War das normal? Wir haben natürlich täglich die Nachrichten verfolgt, und wir spürten, dass dieses Virus rasant an Fahrt aufnahm. Und klar, wir sprachen Ansteckungsraten, Homeoffice-Möglichkeiten und so, genossen aber die Zeit sehr! 

Am Abflugmorgen eröffnete uns ein Hotelmitarbeiter, dass Marokko keine deutschen Flugzeuge mehr landen lassen wollte. Franzosen berichteten, ein Freund habe schon vergeblich versucht einen Flug zu bekommen.  Alles wurde irgendwie unheimlich und ich sandte einer Freundin schnell noch eine Einkaufsliste. Gäbe es in Deutschland noch ausreichend Lebensmittel, Sprit, etc.? 

Am Flughafen war es recht voll, aber alles normal. An der Anzeigetafel stand unser Flug planmäßig, wir stellten uns glücklich in die Warteschlange, um uns herum Menschen mit und ohne Schutzmasken, Schales oder Tücher. Mit und ohne Abstand… Egal, es ging ja nach Hause. Wir starteten planmäßig – als vorletzter regulärer Flug... Von der berichteten Panik in Marokko bekamen wir übrigens nichts mit! 

Wir sind immer noch überwältigt von den vielen Hilfsangeboten von Freunden, die alles, auch und vor allem unsere Tiere, auf unbestimmte Zeit versorgt hätten, wären wir nicht nach Deutschland gekommen!  

Michael, Mitte 20, Erftstadt

31.3.2020 
Der Himmel ist blau. Privat und beruflich verbringe ich meine Zeit am liebsten im Garten, daher ändert sich für mich aktuell nicht so viel. Alles wächst trotzdem weiter! 

Ich lebe an einer recht lauten Verkehrsstraße und was gerade geschieht, habe ich noch nie erlebt: So viel Vogelgezwitscher, Insekten soweit das Auge reicht, der Himmel Flugzeugfrei. Und in der Ferne hört man höchsten den Lieferwagen eines Packetdienstes. 

Gerade jetzt kann unsere Natur eine einzigartige und wertvolle Erholungskur antreten. 

Trotzdem sind andere Veränderungen gravierend: Lieferketten geraten ins Stocken, Supermärkte werden leerer, die Weltwirtschaft ist auf Tiefflug und Vieles, was in den letzten Jahrzehnte aufgebaut wurde, scheint uns gerade unaufhaltsam zu entgleiten. 

Sorgen und Ängste vor dem Virus habe ich keine, ich versuche meinen Blick darauf zu lenken, was nach der Krise alles möglich sein wird: Eine stärkere Lebensmittelunabhängigkeit und damit Regionalität und Sai-sonalität, Verkürzung von Lieferketten, Loslösung internationaler Abhängigkeiten und damit Befreiung einer globalen Sanktionswillkür.  Wir haben die Chance Demut und Solidarität neu zu lernen! Schon jetzt steht die Nachbarschaft enger zusammen!  

Agus, 36, Bali, Indonesien 

31.3.2020
Agus, 36, aus Bali berichtet einer Kerpener Freundin per WhatsApp: 

I am not working since two weeks. As you know I drive tourists around in my car and show them our beautiful island Bali in Indonesia. I love my job but now I am in my home village – there are no tourists here right now. 
I do not know what they do about the coronavirus. Our gouvernment told us to stay at home and try to live healthy. We do that! Take care! 

Sabine, 54, Türnich

31.3.2020
Ich arbeite hauptberuflich im Rathaus der Stadt Kerpen im Bürgerbüro. Nach dem 15. März wurde das komplette Haus für alle Bürger geschlossen. 

Wir bekommen täglich neue Anweisungen, um telefonisch so nett wie möglich den Kerpenern die vom Gesetzgeber beschlossenen Maßnahmen (Schließung Schulen und Kitas, Ausfall sämtlicher Veranstaltungen etc.) zu erklären. Die meisten Leute haben Verständnis, ein paar sind verärgert, wenige sogar unverschämt. Es gibt beispielsweise Anrufe von verzweifelten Gewerbetreibenden und unglücklichen Brautleuten, die ihre Hochzeiten umplanen müssen. Beerdigungen sind durch die neuen Vorgaben wirklich ein Trauerspiel.

Als zweiter Beruf - mehr Berufung! -  lehre ich als Yoga-Coach in meinem wunderschönen Studio. Das ist mindestens bis zum 19.April  geschlossen - und meine Yogaschüler fehlen mir sehr! 

Außerdem führe ich im Handwerksbetrieb meines Mannes die Buchhaltung. Hier läuft die Arbeit eingeschränkt weiter. 

Wir alle versuchen, unsere gute Laune zu bewahren! Uns ist sehr bewusst, dass wir in einer privilegierten Gesellschaft leben. Ich wünsche mir Frieden für die Menschen, die in Lebensgefahr schweben, sei es durch Krieg-Hunger-Krankheit oder ein schlechtes Gesundheitssystem. Namaste. 

Tabea, Rhein-Erft-Kreis

31.3.2020 
Ich genieße die aktuelle Situation, zu Hause bleiben zu können, tatsächlich sehr!

27 Jahre lang habe ich auf der Kinderintensivstation gearbeitet. Die Bedingungen waren extrem schlecht, die Verantwortung extrem hoch, 2015 gab ich auf. Ich habe drei Kinder und arbeite viel: Selbständig und in Teilzeit als Angestellte. Ja, ich habe zwei Jobs und arbeite quasi rund ums Jahr. 
Das Geld reicht vorne und hinten nicht, trotzdem möchte ich mich nicht ganztags anstellen lassen, zu schön ist meine Selbständigkeit.

Mein eigener Betrieb ist offiziell geschlossen, deshalb versorge ich meine Kunden von zu Hause. Mein zweiter Job fährt reduziert. 

Ich genieße es, meine Kinder mehr zu sehen, mich um Dinge kümmern zu können, die seit Jahren erledigt werden müssen, mein jahrelanges Schlafdefizit aufzuholen. 

Aber: Seit Mitte März war ich nicht mehr einkaufen. Es ist bis zum 1. April kein Geld mehr da. Da auch sonst das Geld zum Shoppen, Reisen, Essen gehen zu knapp ist und ich wegen meines Arbeitspensums wenige soziale Kontakte habe, ändert sich für mich durch die Maßnahmen sonst wenig. Sollte es für mich in einem meiner Jobs zu einer weiteren Gehaltsreduktion kommen, muss ich Privatinsolvenz anmelden. Der Garten ist meine Oase. Wenn ich mein Haus deshalb verliere, habe ich gar nichts.

Connie, 51, 
Kreis Heinsberg

30.3.2020
Kreis Heinsberg, jetzt ist hier alles noch ruhiger als sonst in dem 650- Seelendorf. 
Zwiespältige Gefühle … Natürlich ist es beklemmend, wenn wir hören, wer alles an Corona oder sogar Covid-19 erkrankt ist. In der Karnevalszeit sind, wie aus der Presse ja bekannt, durch Feste der Musik- und Karnevalsvereine die Zahlen massiv gestiegen. Aber hier hat man zum Glück schnell und gut reagiert.

Am Aschermittwoch hätte ein Ausflug der 3. und 4. Klasse stattfinden sollen - abgesagt. Stattdessen sind die Schulen hier im Kreis seitdem schon geschlossen. 

Angst hält sich bei uns in Grenzen, uns bestimmt eher Sorge und Traurigkeit. Sorge, wie das Leben nach diesem Spuk aussieht - und wann ist überhaupt „danach“?
 
Die Betreuung unserer Tochter teilten wir in den ersten Wochen mit einer anderen Familie, aber seit Mitte März darf ich im Home Office arbeiten. Damit habe ich Zeit gewonnen und die Sorge um die Betreuung unserer Tochter ist seitdem auch geregelt.

Mich bedrückt das Versammlungs-verbot. Ich gewinne die Erkenntnis, wie sehr ich das Zusammensein mit Freunden eigentlich als kleine Auszeit aus dem Alltag brauche. Kommunionen sind auf unbestimmte Zeit verschoben. So viele Kleinunternehmer hier am Ort, aber eigentlich überall, fürchten um ihre Existenz. Positiv bleiben wird schwieriger. 

Dazu kommt meine persönliche Sorge: Wie darf ich meine Mutter versorgen? Bringe ich mit Einkäufen womöglich das Virus mit? Wir telefonieren viel, sie erzählt mir, was sie vom Krieg miterlebt hat. Ich wünsche so sehr, dass diese Situation hier älteren Leuten erspart bliebe… Ihre Einsamkeit durch die räumliche Distanz ist schlimm! 

Maren, 31, Bremen

30.3.2020
Als mein Chef mich vor zweieinhalb Wochen ins Home-Office geschickt hat, war das noch ein ganz verrücktes Gefühl: Am Ende des Arbeitstages habe ich all meine Sachen zusammen gepackt und mich von meinen Kollegen verabschiedet. Keiner wusste wie es jetzt weitergeht. Erst so kurz! Kommt mir so lang vor...

Genau eine Woche später bekam ich die Nachricht, dass ich zu 100% in Kurzarbeit gehen muss. Für mich ein Schock - komme ich überhaupt zurecht mit dem gekürzten Gehalt? Trotzdem bin ich der Meinung, dass wir im Vergleich zu anderen Ländern wahnsinnig viel Glück haben: Unsere Regierung gibt gerade ihr Bestes, allen Menschen so gut es geht zu helfen und ich bin einfach froh, dass durch die Kurzarbeit immerhin mein Job erhalten bleibt. 

Daher nehme ich diese „Auszeit“ als Chance und nehme mir viel Zeit für Yoga, meinen wunderschönen Balkon und um Dinge in der Wohnung zu erledigen, die ich immer schon mal machen wollte. 

Jetzt haben wir die Zeit! Nutzen wir sie! Erholen uns zu Hause, tanken Kraft, entschleunigen und hoffen, dass wir alle gesund aus dieser unwirklichen Zeit wieder herauskommen. Und freuen uns darauf, hoffentlich bald alle unsere Liebsten wieder in die Arme schließen können!

Solange wird uns FaceTime und Co. helfen, mit unseren Freunden und Familien in Kontakt zu bleiben - mit einem Sundowner in der Hand dem anderen über Videocall zuzuwinken, geht nämlich auch vom Strandkorb auf dem Balkon aus und nicht nur aus der Bar um die Ecke …

Tanzschule Come In, Kerpen

30.3.2020
Wir sind auch in den Corona-Zeiten intensiv für unsere Tanzschüler da: So haben wir z.B. Trainings gefilmt und versenden diese regelmäßig an unsere Kursteilnehmer, für die Kleinen gibt es eine Art Osterkalender, für alle Altersgruppen eine Tanzchallenge. Außerdem finden virtuelle Übungs-Tanzpartys für den Paartanzbereich statt und wir korrigieren unsere Schüler per Videotraining. Die Beiträge laufen bisher weiter, da wir die ausgefallenen Unterrichtsstunden im Laufe des Jahres nachholen können. Und wir werden auch in den Ferien unser Programm weiter machen! 

Natürlich haben wir wirtschaftliche Angst - was, wenn die Tanzschul-Schließung länger andauern muss als bisher geplant … Dann wird es finanziell trotz staatlicher Hilfen schwierig, denn diese bisher angekündigten Gelder würden unsere laufenden Kosten nicht decken. 

Wenn die Kursbeiträge wegfielen, wären wir nicht in der Lage, den Betrieb lange weiterzuführen. Bisher sind unsere Kunden sehr zufrieden mit unseren Aktivitäten. Wir bekommen ein schönes Feedback! 

Und wir hoffen, dass wir nach der Krise alle gemeinsam wieder Spaß am Zusammensein in unserer Tanzschule haben...

Jeanette, Mitte 30, Sindorf

30.3.2020
Mein Mann, unsere beiden Kinder und ich haben also auch quasi Stubenarrest. Zum Glück haben wir als Angestellte bisher keine Existenzängste. 

Wir wohnen in einer schönen Wohnung mit vier Zimmern, wenn auch ohne Garten. Aber wir haben zwei Toiletten und fließend Wasser zum Waschen! Das haben die meisten Menschen auf der Welt nicht. Daher bin ich relativ gelassen, dass wir nicht krank werden. 

Aber ich liebe meine persönliche Freiheit: Ostern das Meer sehen? Mit meinen Mädels Sekt trinken? Bummeln? Mittagessen mit den Großeltern? Alles nein! Dennoch, wir jammern doch alle im Luxus! 

Viel mehr Sorge macht mir, dass Nachbarn sich gegenseitig anzeigen könnten, wenn mehr als Zwei mal kurz zusammen stehen. Ein Klima der gegenseitigen Beobachtung und Denunziation entsteht so. Richtige Panik bekomme aber, wenn ich zu viel im Internet lese: Ich bekomme sogar Magenschmerzen von den Bildern aus italienischen Krankenhäusern. Yoga und Meditationen helfen mir, ein dickes Danke an meine Lehrerin! 

Ich wünsche sehr, dass wir in einer Welt ohne Corona weiterhin solidarisch mit den Pflegekräften und Supermarktverkäufern bleiben. Und auch dankbar sind für unser luxuriöses Leben in Deutschland!  

Ann, 46, Decatur, 
Illinois, USA

30.3.2020
On March 15, the state of Illinois had 93 confirmed cases of COVID-19. On March 20, with 585 confirmed cases and 5 deaths, our governor issued a “shelter-in-place” order closing all non-essential businesses. This morning as I write this I am looking at the graph- the total as of March 28 is 3491 cases and 47 deaths in Illinois.  

On March 15 the world was watching Italy struggle. It was so far away, but I still feared that would happen in the US. Now the stories are coming from US cities- including Chicago which is only a few hours away from us.  

In Springfield, a unified front among the two large hospitals and multiple large outpatient clinic groups gives a sense of solidarity. Visitor restrictions are in place at both hospitals, elective surgeries have been cancelled, non-urgent appointments and testing have been cancelled. 

The side effect of this is that right now volume on treatments that can wait is low, so staff is being sent home. In the practice where I work our hours have been reduced from 40/week to 24/week. We are having to use our vacation time in order to receive a full paycheck.  

And my son and parents live a few hours away and I can´t see them right now. It is hard! And cold here as well, it has been snowing... 

Ehepaar, Mitte 40, Kerpen

30.3.2020
Wir arbeiten beide noch, daher hat sich unser Tagesablauf nicht so sehr geändert, außer, dass mein Weg zur Arbeit schneller geht: Die Straßen sind frei!

Ich sitze alleine in einem Büro, unter uns Kollegen haben wir besprochen, uns nicht mehr auf dem Flur zu treffen. Jeder hat jetzt seine eigene Kaffeemaschine! Home Office macht keiner, das möchte unser Chef nicht.  

Meine Frau arbeitet  in einer Praxis, sie hat ständig Publikumsverkehr, kommt den Leuten häufig nah. Wir können uns also nicht so zurück ziehen wie die Anderen, die über ihre Isolation erzählen. Meine Meinung: Die haben vielleicht etwas Langeweile, aber ich habe Angst mich anzustecken, reale Angst. 

Ich wäre froh, wenn wir alle zwei Wochen zu Hause bleiben müssten.   

Pat, 34, Köln

29.3.2020
Ich war einer der ersten positiv getesteten Kölner – nach einem Skiurlaub in Österreich (ja, noch einer! Wir Skifahrer scheinen alle mit Corona zurückgekommen zu sein!) haben wir direkt reagiert, als einer unserer Freunde Fieber bekam. 

Als Ischgl zur Sperrzone erklärt wurde, waren wir längst in Quarantäne, die meisten erkrankt. Ich habe mich einige Tage sehr müde und abgeschlagen gefühlt, aber höheres Fieber hatte ich nur eine Nacht lang. Wegen der vielen schlimmen Berichte aus Italien habe ich natürlich Angst vor Komplikationen bekommen. Aber am nächsten Tag ging es wieder!

Ich durfte nach zwei Wochen wieder raus gehen, aber meine Freundin hat laut Gesundheitsamt zwei weitere Wochen Quarantäne vor sich, trotz zwei negativer Tests – theoretisch hätte ich sie ja noch anstecken können. Sie wäre aufgrund eines Herzfehlers Risikopatientin, deshalb wurde sie symptomlos getestet.

Wir haben wahnsinnig aufgepasst und das zeigt doch, wenn alle das machen, müssten wir die Ausbreitung in den Griff bekommen!

Endlich wieder raus gehen dürfen, unglaublich! Und ich bin ja nun wahrscheinlich in der nächsten Zeit immun, ich muss mir also keine großen Sorgen machen, wenn ich einkaufen gehe. 

Aber was hat sich in den beiden Wochen alles verändert! Wir wohnen mitten in Köln-Ehrenfeld – hier herrscht sonst ein irres Treiben. Aber jetzt ist fast niemand auf der Straße unterwegs und auch der Verkehr ist fast zum Erliegen gekommen… gespenstisch! 

Gitta, 66, Jade

29.3.2020
Meine Gedanken sind oft bei meiner 94jährigen Mutter, die in einem Pflegeheim 60 km entfernt wohnt und die ich ja zur Zeit nicht mehr besuchen darf. Wir telefonieren täglich, sie ist geistig ganz klar und berichtet über schöne Aktivitäten im Heim. 

Natürlich vermisst sie unsere Besuche, aber alle in der Familie rufen sie an, schreiben Briefe oder schicken Blumen und Fotos. Sie geht sehr gelassen mit der Situation um! 

Große Sorgen machen ich mir aber um meinen zehnjährigen Enkel, der mit seiner Mutter, dem Lebensgefährten und seinen drei Halbschwestern in einer 70qm kleinen Wohnung in einem sozial schwachen Stadtteil von Wilhelmshaven wohnt. Er wollte in den Ferien zu uns kommen… Die Familie, die über sehr wenig Geld verfügt, geht zum Glück viel nach draußen. Spielplätze meidet sie: Die kleinen Kinder verstehen nicht, warum sie nicht auf die Rutsche und in den Sandkasten dürfen. 

Hoffentlich dauert dieser Ausnahmezustand nicht mehr zu lange! Wenn ich von Schulschließungen für Grundschulen bis Juni höre, besorgt mich das sehr. 

Melissa, Santa Monica, Californien, USA

29.3.2020
California was one of the first U.S. states to go on lock down. Living in Santa Monica where it's pretty much sunny & beautiful everyday, it's very hard to stay indoors. My husband & I fill our days with work, exercise inside (or outside walks or runs away from people), cooking & face-time with friends & family. 

We try to not look at the news as that definitely impacts our day in a negative way (especially watching our President lie over & over again & failed to take this serious from the beginning). 

Our beaches were officially shut down yesterday. Los Angeles county has begun to issue Emergency Alerts to everyone's cell phones that instruct us to self-isolate. This is a first for these types of alerts to be sent out & are quite alarming. The streets like Wilshire Blvd. which has usually almost always non-stop cars in both directions is now deserted. We see helicotpers of our military but do not now where they are heading to. 

Our new Friday nights consist of virtual game night with our friends in L.A., NYC & Connecticut. It's great to catch up with friends, laugh & play games during the chaos. It's comforting to know that we are all in this together. My hope through this is that we all come out of it more appreciative of every little thing we have like having the freedom to walk on the beach and meet family and friends...

Gitta, 66, Jade 

28.3.2020 
Mein Mann betreibt eine Jugendhilfeeinrichtung, ein Heim für acht Kinder und Jugendliche aus schwierigen sozialen Verhältnissen, das direkt in unserer Nachbarschaft steht. 

Zum Glück gibt es noch keine Ausfälle bei unseren MitarbeiterInnen. Denn da geht kein Home-Office, die Jugendlichen brauchen gerade in dieser Zeit, die auch sie als sehr beängstigend erleben, vertraute Menschen, die ihnen zuhören und die sie begleiten.

Ich helfe hier auch aus und gerade unser Hund Max ist für die Jugendlichen - nicht nur zu dieser Zeit - ein geliebter Freund, mit dem man kuscheln kann - ohne Ansteckungsgefahr!

Trotz aller Einschränkungen im öffentlichen Leben sind wir hier oben an der Küste privilegiert. Wir haben fast alle Gärten und können uns auf den vielen Wegen mit Abstand bewegen.

Es ist schon fast paradox, dass die vielen Verbote total im Gegensatz zu dem wunderschönen Wetter und dem Aufblühen des Frühlings stehen.


Robert, 29, Köln 

28.3.2020 
Jeden Morgen bestaunen meine Freundin und ich, was um acht Uhr morgens vor unserem Fenster passiert: auf dem Parkplatz eines Supermarktes wachsende Menschenschlangen, hupende Autos, Menschen, die sich anschreien… Was ist los mit der Welt? 

Im Supermarkt selbst skurrile Szenen: Zum Beispiel sehe ich zwei Asiatinnen, die sich in den Armen liegen und weinend vor dem leeren Regal fürs Klopapier stehen, als sei der Weltuntergang nah. 

Ich frage einen Mitarbeiter nach Weizenbier. „Da, wo es immer steht, falls wir überhaupt noch was haben.“, versucht er uns etwas entnervt abzufertigen. Schnell wird klar: Ein Missverständnis, wir wollen Bier, kein Mehl!! 
Wir lachen mit ihm und er erzählt kopfschüttelnd, er träume mittlerweile von Mehl und Klopapier, weil beides ständig ausverkauft ist und das zu Stress mit den Kunden führt. 

Die Verkäufer haben gerade echt was zu stemmen! Hier im Supermarkt ist nichts von der berühmten Entschleunigung zu erleben, von der alle doch als Resultat von von Schul- und Kitaschließungen, breitflächigem Home-Office und der  Kontaktsperre auf der Straße  schwärmen...

Matthias, 50, Neumarkt/Köln

28.3.2020
Eine Firma aus meiner Heimat Neumarkt macht aus der Not eine Tugend: „Burgis“ stellen super leckere Knödel her. 

Aufgrund der geschlossenen Restaurants und abgesagten Großveranstaltungen haben sie eine riesige Menge an Kartoffelknödeln, die sie nun nicht loswerden. 

Statt sie zu vernichten, verschenken sie sie an alle, die durch den eigens dafür eingerichteten Drive-In-Schalter fahren. Dort wird das leckere Geschenk von Mitarbeitern der Fabrik in den Kofferraum gepackt, damit der Sicherheitsabstand gewahrt bleibt. 

Als Dankeschön erbittet der Chef eine Spende für die Diakonie Neumarkt/ Nürnberger Land. Viele meiner Freunde machen gerne mit, riesige Schlangen haben sich gebildet! Aber was für eine coole Aktion von dem Chef Timo Burger, so was bleibt sicher im Gedächtnis! 

Claudia, 55, Kerpen

28.3.2020
Hier ein Auszug aus meinem Brief an die 18 Kerpener, die sonst für unsere Gemeinde Besuche bei Senioren machen:

„Wir wollen aber gerade jetzt zeigen, dass die Kirchengemeinde da ist und Menschen an andere Menschen denken. Da ist das einfachste übers Internet zu gehen, da erreichen wir ganz viele, da kann man Hilfsangebote posten, da gibt es Links überall hin, zu Gottesdiensten und ganz tollen anderen Dingen. 

Aber unsere Zielgruppe, die Menschen, die in dieser Situation besonders geschützt werden sollen, die am meisten gefährdet sind, einen schlimmeren Krankheitsverlauf zu erleiden, sogar zu sterben, sind oft nicht im Netz unterwegs, haben kein Facebook, WhatsApp oder Ähnliches. 

Also was tun? Wir greifen zum Telefon und rufen an. 

Manchmal hören wir nur, es geht gut, die Menschen bleiben alle zu Hause und werden von Verwandten oder Nachbarn angemessen versorgt. Viele wollen wenigstens ihre Einkäufe selbst erledigen und gehen alleine eine Runde spazieren. Wenige möchten Hilfe annehmen. (…)

Und dann entstehen nette Plaudereien, fast so, als würde man sich sehen. Und es tut gut!“ 

Miray, 45, Wesseling 

28.3.2020
Ich bin allein-erziehende Mutter von zwei Kindern und wir sind jetzt seit vergangener Woche in Quarantäne. Meine Kollegin hatte Symptome und wurde daraufhin getestet: Positiv… Also sind wir in Absprache mit meinem Chef in die Isolation gegangen. 

Ich erfahre viel Hilfe von Freunden und Verwandten. Diese Solidarität tut sehr gut! Bisher sind wir symptomfrei, deshalb kann ich wahrscheinlich ab der kommenden Woche wieder arbeiten gehen. 

Anstrengend finde ich, meine Kinder jeden Tag zu motivieren, ihre Schulsachen zu erledigen. Meine Tochter ist auf dem Gymnasium und mitten in der Pubertät. Für sie ist es wirklich wichtig, ihr Pensum zu erfüllen. Sie vermisst ihre Freunde sehr, absolut verständlich! Die sind in ihrer Entwicklungsphase auch viel spannender, als mit ihrem kleinen Bruder zu spielen oder sich mit mir zu unterhalten Daher hängt sie viel am Handy. 

Mein Sohn hat eigentlich großen Bewegungsdrang! Aber wir wohnen in einer Wohnung, haben zwar eine Terrasse, aber keinen Garten. Das ist für ihn sehr belastend, gerade wenn die Sonne scheint. Natürlich probiere ich mit ihm gemeinsam alles Mögliche aus dem Netz aus, z.B. Fitness für Grundschüler. Zum Glück haben wir zwei Wohnungskatzen, die werden sehr beschmust! 

Aber ganz ehrlich: Ich lasse meine Kinder jetzt auch viel Fernsehen und zocken. Gemeinsame Mahlzeiten und Gesellschaftsspiele sind sind mir dennoch wichtig!    

Anne, 29, Köln

28.3.2020
Wir sind in der dritten Corona-Woche. Der schlimmste Moment war, als mein Freund mich anrief und mir eröffnete, er und seine Freunde müssten sich auf Corona testen lassen. Auch sie hatten in Ischgl gefeiert...  

Ich bin Lehrerin und arbeite durch die Inklusion auch mit Kindern, für die aufgrund von Vorerkrankungen eine Infektion mit diesem Virus gefährlich wäre. Für sie habe ich vor dem Ergebnis gezittert. Als der Test meines Freundes eine Coronainfektion zeigte, musste meine Klasse für zwei Tage nach Hause, da nun auch ich getestet wurde. Mir fiel ein Stein vom Herzen, als mein Test negativ war! Alle durften wieder zur Schule.

Mein Freund dagegen musste wegen des positiven Ergebnisses eine Liste mit Kontaktpersonen erstellen. Aber nach einigen Telefonaten, sogar mit dem Geschäftsführer, konnte er aus dem Home Office weiter arbeiten. 

Er hatte einen milden Verlauf, nur sein Geruchs- und Geschmackssinn war zwischendurch weg. Wir lebten für zwei Wochen wie getrennt in der Wohnung und wurden von unserer Familie mit Lebensmitteln und lieben Worten (Danke an Euch!) versorgt. Diese Entschleunigung haben wir irgendwie auch genossen und sogar in der Sonne gesessen und gelesen…

Lila, 35, Ibiza

27.3.2020
Auf der Sonneninsel Ibiza herrscht wunderbares Wetter, wir würden gerne mit dem Boot raus fahren oder eine Runde mit den Paddelboards drehen. Alles verboten! Seit dem 16. März haben auch wir hier eine Ausgangssperre. Kindergärten und Schulen sind geschlossen, außerdem Kinos, Theater, Restaurants, Hotels, Ämter, Behörden, unsere schönen Strände...  

Unsere beiden Kinder vermissen zwar ihre Freunde, aber sie sind gut gelaunt. Sie bekommen Aufgaben übers Laptop. Wir versuchen, das beste aus dieser Lage zu machen.

Natürlich sehen wir mit Sorge auf diese Saison: Wie fast alle auf Ibiza, leben auch wir vom Tourismus. Aber dazu kommt, dass ich zum Beispiel meine Familie in der Schweiz nicht besuchen kann. 

Und wir sind ja hier wegen des freien Lebensgefühls gelandet! 
Wir hoffen sehr, dass zumindest am Ende des Sommers die Insel wieder sie selbst wird... 

Conny, 58, Kerpen

27.3.2020
Mindestens sieben Kilometer, so lange walken mein Mann, unsere Tochter und ich mit unserem Hund jeden Nachmittag. Dabei geht unsere Tochter einige Meter hinter uns her, denn ihr Freund ist nach beruflichem Kontakt zu einem Coronainfizierten sehr vorsichtig. Deshalb kommt sie mit dem Auto zu uns, um uns wenigstens sehen zu können, nähert sich uns aber nicht wirklich.
 
Während unserer ausgedehnten Spaziergänge in hohem Schritttempo laufen wir über eine Autobahnbrücke, auf der man sonst wegen des hohen Verkehrs sein eigenes Wort nicht versteht. Und jetzt: Stille. Kein einziges Auto. Das ist gespenstisch, unwirklich, surreal. Aber gerade die Realität. 

Wir walken manchmal bis nach Türnich. Dort gehen wir die meiste Zeit mitten auf der Straße. Denn auch hier: Kaum ein Fahrzeug. Irgendwie erinnert uns das an unsere Kindheit, damals konnten wir noch auf der Straße Ball spielen. 

Sandy, 45, Bregenz

27.3.2020
Ich bin Ärztin und wir sind im Krankenhaus alle in Warteposition, noch tut sich nicht viel. Aber ich habe jetzt seit zwei Tagen ein richtiges Krankheitsgefühl. Grippaler Infekt, würde ich sonst denken, dicke Erkältung. Aber als vorletzte Nacht Fieber dazu kam, bin ich am Morgen zu meiner Klinik gefahren und dort auf der Infektiologie auf das Coronavirus getestet worden. 

Heute habe ich kein Fieber mehr, aber auch noch kein Ergebnis. Von einem Patienten habe ich es, falls der Test denn positiv ausfällt, wahrscheinlich nicht. Aber der Partner unserer Sekretärin ist positiv getestet worden. 

Ich hoffe, dass mein Mann und die Kinder gesund bleiben oder diese Erkrankung schnell überstehen – und ich auch! 

Und ich hoffe, dass ich jetzt bald das Ergebnis erhalte, egal wie es ausfällt, diese Warterei ist schrecklich.

Henrik, 12, Timon, 14, Kerpen

27.3.2020
Wir wurden gestern von der WDR Lokalzeit Zuhause besucht, um zu berichten, wie es mit der Schule von Zuhause aus funktioniert. Wir haben für die Zuschauer unsere Lernplattform „Schüler-Moodle“ erklärt, mit der unsere Schule, die Gesamtschule Kerpen, arbeitet.

Damit loggen wir uns auf dem Server der Schule ein, finden dort die neuesten Hausaufgaben der verschiedenen Lehrer und Fächer und laden diese herunter oder drucken sie aus. Wir erledigen zu Hause am Esstisch die Aufgaben und laden die Ergebnisse dann zum Abgabetermin ins Moodle hoch. Das klappt als PDF, JPG oder Word-Dokument. Die Lehrer können dann alles kontrollieren und schreiben uns einen Kommentar drunter. 

Das Tool klappt wunderbar und wir sind beide damit drei bis vier Stunden täglich beschäftigt. Am vergangenen Wochenende haben wir uns auch am Samstag hingesetzt. 

Aber es gibt noch mehr Möglichkeiten: Aus dem Französisch-Buch kann man z.B. Codes der jeweiligen Seite auf der Webseite des Verlags eingeben und erhält dann Audio-Dateien in Originalsprache. Dazu gibt es dann Aufgaben zum testen ob man den Inhalt verstanden hat. Das ist gerade für Sprachen super! 

Das Moodle gibt es als fertige App oder man öffnet die Webseite, mit Passwortschutz. Bisher klappt also bei uns der digitale Unterricht sehr gut! 

Nina, 45, Kerpen

27.3.2020
In der Nacht hatte unsere Alarmanlage einen Fehlalarm. Um zwei Uhr schallte die interne Warnung gellend durchs Haus. Mein Mann rannte sofort los, um sie abzustellen, wir haben nur zwei Minuten, bis die Außensirene anspringt. Und da unsere Fernbedienung nicht reagierte, musste er zur Zentrale neben der Haustür laufen. 

Irgendwie war uns direkt klar, dass da niemand versucht hatte einzubrechen. Trotzdem haben wir natürlich alles durchsucht. Unser Hund verschlief das alles! Aber Fenster waren verschlossen. 

Als ich danach wach lag – mein Herz raste noch, so aus dem Tiefschlaf hochzuschrecken, hing mir nach – wurde mir klar, wie sehr sich in den vergangenen wenigen Wochen meine Werte verschoben haben. 

Ich bin plötzlich so akzeptierend geworden: Sonst hätte ich mich wahnsinnig über diese nächtliche Störung geärgert. Aber es gibt so viel Schlimmeres! Jetzt ist die Hauptsache, dass wir alle gesund bleiben – oder, wenn wir das Virus trotz aller Vorsichtsmaßnahmen bekommen, nur milde Symptome haben. Diese Bilder aus Italien und Spanien verfolgen mich. 

Insa, 26, Bremen

27.3.2020
Komische Zeit, denke ich immer wieder. Das ist zunächst weder negativ noch positiv behaftet, auch wenn ich natürlich Angst um diejenigen habe, die einer Risikogruppe angehören. 

Ich bin 26 Jahre alt und gefühlt seit 2012 unterwegs: ein High School Jahr in den USA, Umzug von Bremen nach München, Studium, erster Job, jedes Jahr um die Welt gereist, am liebsten fern der üblichen Touristenpfade mit dem Rucksack, Rückzug nach Hause in den Norden, viele Geschäftsreisen, noch mehr Partys… 

Ein Wochenende zu Hause ist zwar ganz nett, aber ich möchte doch noch so viel von der Welt sehen und darf es erst mal nicht mehr, das ist bedrückend. Aber jetzt genieße ich auch langsam diese Zeit für mich alleine mit Sundowner auf meinem Balkon und neuen Kochrezepten. 

Ich bin in der zweiten Woche im Home Office (nun auch mobiles Arbeiten genannt) und arbeite jeden Tag meine acht Stunden lang. 

Allerdings musste ich mich anfangs dazu zwingen, jeden Tag einen BH anzuziehen, meine Zähne regelmäßig zu putzen und ab und an auch mal die Dusche zu besuchen…. Doch auch das habe ich nach ein paar Tagen in den Griff bekommen. 

Die erzwungene Entschleunigung ist der größte Vorteil in der jetzigen Zeit und ich bin bereit, das anzunehmen.

Susanna, 41, Kerpen

26.3.2020

Heute bin ich urplötzlich traurig geworden. Ich spazierte gerade bei schönstem Wetter mit meinem Sohn durch die Stadt, ließ meinen Blick schweifen und sah all die geschlossenen Geschäfte und dann überkam sie mich - die tiefe Traurigkeit. 


Ein paar Mal tief durchatmen, dann ging es wieder. Als ich dann aber bei Rossmann mit mehreren Menschen vor dem Geschäft auf Einlass warten musste, manche mit Mundschutz, wurde mir schlecht: "Was passiert hier gerade?" Vor der Tür hing ein von Hand geschriebenes Schild "Wir haben kein Toilettenpapier da!". An der Wand vom Rossmann hingen gezeichnete Kinderbilder. Auf einem stand "Danke". 


Die Traurigkeit mag heute nicht weichen, obwohl ich beim Einkaufen alte Bekannte traf und mich freute wie lange nicht. So viele Berichte, von alten Ehepaaren, die grob auseinander gerissen werden, weil nur einer positiv getestet wurde, Beerdigungen, die ohne Angehörige stattfinden, Menschen, die ihre Jobs verlieren und in Existenzängste rutschen, Obdachlose, die keinen schützenden Raum haben… 

Inge, 49, Brüggen

26.3.2020 

Die Beiträge über Menschen in Kölner Stadtvierteln, die jetzt jeden Abend um 21 Uhr an ihren Fenstern applaudieren und ihren Dank für Verkäuferinnen, Pfleger, Krankenschwestern, Ärzte… ausdrücken, lassen mich innehalten. 


Denn was die Menschen in so genannten systemrelevanten Berufen brauchen, ist kein Applaus, sondern schlicht und einfach mehr Gehalt! Denn Applaus macht nicht satt, schützt nicht vor Altersarmut, zahlt keine Miete. 


Jetzt müssen unsere Politiker dafür sorgen, dass Menschen in diesen Berufen endlich auch finanziell die Anerkennung erhalten, die sie verdienen. Dieses Heute ist die Zeit, den Blickwinkel zu verändern! 


Aber ich fürchte, dass diese Bevölkerungsgruppen nach der Krise nur ein lauwarmes „Danke“ und ein Versprechen, alles zu ändern, erhalten, aber dann doch nichts passiert… 

Laura, Indianapolis, Indiana , mittlerer Westen der USA

26.3.2020 
This house belongs to one of our neighbours. They put up different signs every couple of days. I took this pic on the morning run, my husband and I are still doing. 

We are all in this together and we can and will be there for each other!

Right now it is not so scary than surreal: In some of our grocery stores we can´t find bread, while other stores are out of milk or eggs. We are lucky that there are several stores around. 

The kids are missing their friends. Ben, being in his last year of school, is hoping he‘ll still get to have some kind of graduation… The kids look at maps online showing the fast decrease of pollution and say: „Look, the world can recover from all we do!“. What a point of view in this crisis! 

We are Americans, so we are Optimists!    

Ehepaar, 71, 76, Westerwald

25.3.2020 
Wir leben in einer hübschen Stadt im Westerwald. 

Ursprünglich wollten wir über Ostern einen Urlaub im europäischen Ausland verbringen. Durch das Coronavirus haben wir uns nach vielem Hin und Her entschlossen, den Urlaub nicht anzutreten. Was im Nachhinein auch sehr richtig war: Gerade scheint sich zu zeigen, dass man in Deutschland medizinisch besser versorgt wird als im übrigen Europa. 

Wir konnten bei unserer kulanten Fluggesellschaft den Flug auf einen späteren Zeitpunkt umbuchen. Wir nutzen die nicht verplante Zeit, um unseren Garten auf den Frühling vorzubereiten, lesen, gehen Spazieren, reparieren Dinge, malen und so. 

Da wir bereits vorsorglich nach der Änderung unserer Reisepläne Grundnahrungsmittel eingekauft haben - wir gehören doppelt zu der immer wieder zitierten Risikogruppe durch unser Alter und eine Vorerkrankung der Lunge meines Mannes - können wir uns mehrere Wochen gut ernähren. Und unsere netten jungen Nachbarn bringen uns Obst und Gemüse mit, unsere Kinder und Enkel leben dafür leider zu weit weg. 

Daher koche ich jeden Tag was Leckeres und wir trinken ein gutes Glas Wein dazu. Wir halten uns, bis auf tägliche Spaziergänge bei dem schönen Wetter, in den vergangenen beiden Wochen nur im Haus und Garten auf. Angst, uns anzustecken, brauchen wir dadurch nicht zu haben!  

Savannah, 24, Phoenix, Arizona

25.3.2020 
The corona virus has made it very difficult to be active outside. Ususally I love to hike in our beautiful rough area and do it all the time with friends. But I am no longer comfortable going hiking because of the overcrowding on the trails. 

Individuals have already been sent home from work, kids have no school – they take to the outside for something else to do. 

But now being outside is not a smart option. One cannot perform the „social distance“ the gouvernment is expecting from us. It is just full, anywhere! So I stay more inside, do my yoga and hope for the best… because it is awful what is happening around us. 

Insa, 26, Bremen

25.3.2020
Gelebtes Social Distancing, der Ausdruck der Stunde - und trotzdem habe ich momentan mehr Kontakt zu meiner besten Freundin, die in München wohnt, und zu anderen Freunden und Verwandten, als sonst. Nur halt nicht in echt, sondern per WhatsApp, Telefon oder Face Time.

Einige sagen: „Aber, das ist ja nicht so wie, als wenn man sich physisch gegenüber sitzt“. Ja klar, man kann natürlich immer irgendwo Nachteile finden, aber man kann doch einfach gerade dafür dankbar sein, dass wir überhaupt solche technischen Möglichkeiten haben, uns über große und auch kleinere Distanzen zu sehen und auszutauschen. Und das alles, ohne den vorgeschriebenen Mindestabstand von eineinhalb Metern.

Ich glaube, sobald wir diese Zeit überstanden haben, wird sich einiges ändern, in wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Hinsicht. Ich hoffe, dass wir mit einer gesteigerten Solidarität hier raus gehen. Dass es uns bewusst wird, wie glücklich wir uns schätzen können, in individueller Freiheit leben zu können.

Savannah, 24, 
Phoenix, Arizona

24.3.2020 
My second year of school teaching – it has started off as a great adventure and now it is a desaster. School is cancelled, I am put on hold. Thank god I am still being payed and have insurance... 

My students, younger children, are told to stay at home. Many of  them need school, it is their happy, safe place in a rough neighbourhood. Often the school cafeteria is their only source of real food. We would like to teach them online but many of them don´t have access to internet.  

And now there is another problem: Here the shelves of the shops are wipped clean of cleaning products, paper products and medications like painkiller. I looked in several stores and I could not find any of those items for the last week! And they already allow one product per person - if they have to sell any... 

This is a year to remember, unfortunetely not for the good… 

Louis, 15, Horrem

24.3.2020 
Ich bin Schüler der 10. Klasse auf einem Gymnasium. Lange Zeit hat unsere Schülervertretung dafür gekämpft, digitale Lernplattformen zu erhalten. Das war bisher nicht möglich, es hieß immer aus Datenschutzgründen – und von jetzt auf gleich klappt es. 

Noch ist vieles chaotisch. Es kommt sehr auf die Lehrer an, wie die Aufgaben abgerufen werden können. Und auch der Umfang ist sehr unterschiedlich – manche meiner Freunde sind den ganzen Tag verzweifelt am Lernen, um die bearbeiteten Unterlagen pünktlich am nächsten Tag abzugeben. 

Andere Lehrer lassen uns zwei Wochen Zeit, so dass wir das Pensum selber einteilen können und auch mal einen Tag weniger lernen dürfen. 

Und es gibt Lehrer, die stellen fast keine Aufgaben zum Bearbeiten zur Verfügung. Deren Schüler gucken den ganzen Tag Netflix, spielen Computerspiele oder hängen am Handy, um die Zeit rum zu kriegen. 

Natürlich haben manche Schüler keinen guten Internetzugang, die sind im Nachteil. Wir wissen auch nicht, wie wir bewertet werden. Die Gerüchteküche brodelt, klar, angeblich sollen die Sommerferien ausfallen oder das gesamte Schuljahr wird wiederholt. Gerade ist alles unsicher… 

Sven, 33, Kerpen

24.3.2020
Ich war mir beim Foto-Schießen unsicher, ob das erlaubt ist. Aber ich möchte es festhalten: Die Geschäfte von Kerpen, die noch geöffnet haben, sind dabei, gegen die Verbreitung des Virus aufzurüsten und dabei ihre Mitarbeiter zu schützen: 

Vor dem Kaufland steht ein Security-Mann, der Chips für die Einkaufwagen verteilt und darauf achtet, dass nur eine bestimmte Anzahl an Menschen hinein gehen. An den Kassen werden die Verkäufer mit einer selbst gebauten Plexiglasscheibe geschützt. 

Im Rewe sind diese Scheiben fest installiert. Im Penny Markt sieht dieser Schutz eher aus wie ein Duschvorhang. Und im Aldi waren dafür noch gar keine Vorkehrungen getroffen worden. Dafür haben sie am Eingang so eine Art Drängelgitter aufgestellt und lassen nur noch wenige Kunden gleichzeitig in den Laden, um den dringend empfohlenen Abstand zwischen den Leuten zu gewährleisten. 

Wahnsinn, was sich innerhalb weniger Tage verändert hat. 

Nicole, 49, Düsseldorf

24.3.2020 
Corona – mein erstes Erlebnis mit dem Virus liegt schon vier Wochen zurück, aber es kommt mir vor,wie in einem anderen Leben.

Ich bin Flugbegleiterin und musste mit meiner Kollegin (und Freundin) nach Mailand fliegen. Der Hinflug war schon seltsam, aber beim Rückflug stiegen viele Passagiere mit Masken und Handschuhen ein. Wir wussten ja, dass Italien damals schon sehr betroffen war. Es wurde uns mulmig, wir hatten keinerlei Schutz. Ich weiß nicht, wie oft wir uns auf diesem Flug die Hände gewaschen haben! 

Ich arbeite zum Glück nur zwei Wochen im Monat. Kurz nach meinem Mailandflug hatte ich erst mal frei. Aber dann musste ich mich entscheiden, ob ich wirklich in einem Flugzeug arbeiten möchte, mit wenig Platz und einer erhöhten Ansteckungsgefahr. Ich habe mich erstmal dagegen entschieden. Mein Mann wäre Risikopatient, wir haben einen Sohn. Die beiden möchte ich schützen. 

Es gib einen weiteren Aspekt: Mein Mann macht kein Homeoffice, er arbeitet bisher weiterhin unter der Woche im Süden Deutschlands,  und meine immer bereiten Eltern sollen sich jetzt nicht um ihren Enkel kümmern, wir halten wie empfohlen wegen des Coronavirus Abstand. Und ein 14-Jähriger kann ja während der Schulschließung nicht den ganzen Tag alleine sein… 

Annika, 56, Hürth

24.3.2020 
Ich arbeite für eine Krankenkasse – morgens geht es mit dem Auto zur Arbeit, alles wie immer? Kein Stau auf der Autobahn, keine Meldung auf WDR2? Im Betrieb wirkt eigentlich alles normal. Jetzt erst mal Händewaschen und desinfizieren. 

Da klingelt schon das Telefon: Anrufe von Kollegen, die am Wochenende vom Gesundheitsamt informiert wurden, dass sie erst mal in Quarantäne müssen. 

Die ersten Beschwerdeanrufe. Warum erreicht man uns nicht mehr persönlich in der Filiale, sondern nur noch per Telefon? Wir machen ihnen klar, dass sie ein Problem bekommen, wenn wir geschlossen in Quarantäne müssten – wer würde dann ihr Krankengeld anweisen? Immer wieder erklären, freundlich bleiben, uff – dabei geht es hinter den Kulissen immer hin und her –Homeoffice, ja, nein, vielleicht. 

Feierabend – auf ins Abenteuer Einkaufen. In der vergangenen Woche waren abends die Regale meistens leer… 

Mary, 71, Kerpen

24.3.2020 
Eine Woche im Monat bringe ich mittags das Essen auf Rädern zu unseren Kunden. Diese sind meist nicht ganz gesund, die Allermeisten sind Senioren, die nicht mehr viel aus dem Haus kommen. Ich liebe diese Arbeit! 

Natürlich kennen mich die Meisten und oft nehme ich mir die Zeit für ein kurzes Gespräch. Aber nun kommt die Gefahr des Corona-Virus dazwischen: Ich selbst bin auch schon Anfang 70 und gehöre damit zu einer der Risikogruppen. Ich sollte mich keinesfalls anstecken, klar. Aber ich muss natürlich auch dafür sorgen, dass ich niemanden anstecken kann. Und da ich so viele Menschen sehe, würde ich im Falle einer Ansteckung lange noch arbeiten gehen und das Virus verteilen, bevor ich durch die Symptome merke, dass ich krank bin. Diese Verantwortung möchte ich eigentlich nicht übernehmen. 

Meine Schwiegertochter hat mir ganz eindringlich ins Gewissen geredet und mich gebeten, in den kommenden Wochen zu Hause zu bleiben. Das wird mir sehr schwer fallen! 

Lisa, 30, Köln

23.3.2020
Ganz neue Herausforderungen warten auch auf uns Lehrer! Wir müssen dafür Sorge tragen, dass der Lernstoff bei den Kindern ankommt und von ihnen selbständig erlernt werden kann. Jetzt müssen wir die Kinder mit eMails versorgen. So haben wir ja noch nie "unterrichtet". Dafür stehen wir Kollegen in ständigem digitalen Austausch untereinander, aber auch mit der Schulleitung. 

Ab und zu werde ich die eine oder andere Kollegin sogar persönlich sehen - denn wir sind abwechselnd in Teams für eine Notfallbetreuung in der Schule eingeteilt. Nachmittags übernehmen die Kollegen der OGS, also der üblichen Nachmittagsbetreuung. Kommen dürfen aber nur die Kinder von Eltern, die in so genannten systemrelevanten Jobs arbeiten. Das sind natürlich ganz wenige. 

Ich leite eine vierte Klasse. Die Kinder sind schon relativ selbständig und bearbeiten ihre Aufgaben gut. Ich bin sehr gespannt, ob und wie es nach den Osterferien weiter geht. Schon jetzt freue mich darauf, alle Kinder wiederzusehen! 


Kristina, 39, Kerpen

23.3.2020 
Ich gehe dreimal in der Woche zu einer älteren Dame. Dann helfe ich ihr im Haushalt, putze, bereite ihr oft Obst mit Eis zu, erzähle von meiner Familie, versorge ihre Katzen und lasse mir von ihren vielen Reisen berichten. Sie hat eine mittelschwere Demenz, deshalb wird sie vormittags noch von einer anderen Dame unterstützt. 

So kommt sie gut klar, wir ergänzen uns bei der Betreuung mit ihrer Familie. Aber in der Corona-Krise wissen wir alle nicht so richtig, wie wir mit dieser potentiellen Gefahr, die für sie von uns ausgeht, umgehen sollen. Alte und Schwache der Gesellschaft sollen natürlich geschützt werden. Aber meine 80-Jährige wäre traurig und verunsichert, wenn sie viel alleine sein müsste. Deshalb haben wir in Absprache mit der Nichte beschlossen, dass wir beiden Betreuer weiter zu ihr kommen. Die Familie hält aber Abstand, der Mann ist bis vor Kurzem viel geschäftlich unterwegs gewesen.

Allerdings ziehe ich Handschuhe an, umarme sie nicht mehr zur Begrüßung und versuche, einen Mindestabstand von zwei Metern einzuhalten. Die Wohnung ist relativ weitläufig, daher ist das möglich. 

Einem psychisch gesunden Menschen kann man erklären, warum man jetzt besser telefonieren sollte, statt sich zu sehen. Aber bei einem Menschen mit Gedächtnisverlust ist das nicht möglich. Ich versuche, meine Kontakte drum herum zu minimieren, damit ich sie bloß nicht mit dem Virus anstecke. Das ist eine schwierige Situation für uns Pflegende… 

Michael, 11, Nico, 15, Kerpen

Derzeit geht nur unser Vater arbeiten. Er arbeitet aber ohne direkte Kollegen in einem landwirtschaftlichen Betrieb, da kann er sich nicht mit Corona anstecken. Unsere Mutter geht in den nächsten Wochen nur selten arbeiten, die meisten ihrer Kunden haben Angst vor Ansteckung. 

Wir beide hängen den ganzen Tag zu Hause herum. Das ist langweilig und anstrengend, irgendwie. Aber das ist notwendig. Der Coronavirus ist so gefährlich, vor allem für ältere Menschen. Deshalb müssen wir alle gemeinsam dafür sorgen, dass es sich nicht ausbreitet. 

In den Ferien wollten wir eigentlich unsere Großväter besuchen. Aber das werden wir natürlich nicht machen, wir müssen sie schützen. 

Wir verbringen jetzt die Tage mit telefonieren und chatten. Bisher haben wir noch nicht so viele Hausaufgaben auf. Die erledigen wir immer ganz schnell. Manchmal gucken wir stundenlang aus dem Fenster – aber draußen ist auch nichts los…  


Petra, 53, Pulheim

23.3.2020
Seit 15 Jahren führe ich einen schönen Second-Hand-Laden. Der hat mich und meine Tochter jahrelang gut ernährt. 

Aber in der vergangenen Woche musste ich die Tür auf unbestimmte Zeit verschließen. Wir dürfen ja jetzt nichts mehr direkt verkaufen und ich  werde erst mal nicht auf Online-Handel umstellen. Jetzt möchte ich mich erstmal um die Familie kümmern. 
Ich kann gar nicht beschreiben, wie furchtbar das Gefühl war, den Schlüssel umzudrehen! 

Dabei geht es mir noch gut, mein Mann hat einen relativ krisenfesten Job. Und meine Vermieterin hat mich sofort nach Bekanntwerden der gesetzlich vorgegebenen Ladenschließungen angeboten, die Miete zu stunden. Sie lebt nicht davon und möchte mir das Leben erleichtern. Wahnsinn! 

Meine langjährige Putzhilfe hatte mich schon einige Tage vorher angerufen und gesagt, sie würde in den nächsten Wochen einfach mal keine Rechnung stellen… 

Das ist wirklich gelebte Solidarität. In diesen unsicheren, unheimlichen Zeiten auch solche Erfahrungen machen zu dürfen, ist einfach unfassbar schön! 

Therese , 49, Erftstadt

23.3.2020
Ich betreue Jugendliche, die auf dem Arbeitsmarkt eigentlich keine Chance haben, und mache sie in der Berufsschule fit für eine Ausbildung. 

Seit der vergangenen Woche läuft das nicht mehr persönlich, sondern vom Homeoffice aus per Mail und Telefon. Einige sollen Ende April eigentlich eine Prüfung bei der IHK ablegen. Das hätten sich viele von ihnen vor zwei Jahren noch nicht träumen lassen – alleine bei uns in der Schule durchgehalten und nun die Prüfungszulassung zu haben, ist für sie ein riesiger Erfolg! Unsere Aufgabe ist es jetzt, diese Kandidaten bei Laune zu halten und dafür zu sorgen, dass sie nicht nur herumhängen und dabei ihr Wissen vergessen. 

Das klingt für Menschen, deren Kinder gerne in die Schule gehen und Lernerfolge zum Alltag gehören, sicher seltsam. Aber für diese jungen Leute ist es ein täglicher Kampf. Meine Kollegen und ich hoffen sehr, dass die Prüfungen stattfinden und dann unsere Schüler eine Perspektive haben, eine Ausbildung zu finden und danach in ein erfülltes Arbeitsleben starten zu können. 

Jani, 41, Erftstadt

23.3.2020 
Mein Vater ist seit einigen Wochen im Krankenhaus. Er ist gestürzt und wurde danach wegen eines Unterschenkelhalsbruchs operiert. Es gab Schwierigkeiten, eine Lungenembolie. Deshalb war er zunächst auf der Intensivstation und wurde dort hervorragend versorgt. 

Jetzt ist geht es ihm besser, er gilt als stabil ist und ist deshalb in der vergangenen Woche auf die Normalstation verlegt worden. Meine Schwester und ich dürfen ihn noch besuchen, aber nur einzeln eine halbe Stunde am Tag. 

Das läuft so: Ich melde mich beim Pförtner, er informiert die Station und wenn von dort das okay kommt, ziehe ich mir bereitliegende Schutzkleidung an: Kittel, Mundschutz, Handschuhe. Dann holt mich eine Krankenschwester ab. 
Mein Papa liegt mit zwei weiteren älteren Herren in einem Zimmer, wir müssen alle Drei vor diesem schrecklichen Virus schützen. 
Natürlich wollen wir unseren Vater weiter sehen und trösten dürfen. 

Aber ich kann verstehen, wenn das verboten wird. Nicht nur wegen des Ansteckungsrisikos mit dem Coronavirus. Die Zeit, in der die Schwester uns durch die verwaist wirkenden Gänge bringt, geht natürlich für die Patienten verloren, dazu diese Verschwendung an Schutzkleidung, die an anderen Orten Deutschlands schon knapp wird…  

Heike, Kerpen, 56

22.3.2020 
Am Freitag musste ich nach Feierabend eigentlich nur ein paar Kleinigkeiten in einem Supermarkt besorgen. Aber dann fuhr eine Verkäuferin einen Hubwagen Toilettenpapier vor mir in den Laden. Ich griff sofort zu, obwohl ich eigentlich nichts benötige. 

Das Verhalten der Menschen macht mir Sorge – wenn sich alle beim Einkaufen normal verhalten würden, bräuchte ich mir nicht zwei Wochen im Voraus Gedanken zu machen, ob ich dann WC-Papier, Nudeln oder Mehl brauchen könnte. 

Ich bin froh, dass viele Supermärkte jetzt die Abgabe begrenzen. Denn immer noch gehen viele Menschen tagsüber arbeiten und müssen abends einkaufen – wie soll das gehen, wenn alles, was in den Läden war, dann schon wieder ausverkauft ist? Ich möchte mir mein Einkaufsverhalten nicht von diesen Hamsterern bestimmen lassen. 

Hanna, 49, Sauerland

22.3.2020
Als Krankenschwester arbeite ich auf einer Intensivstation im Sauerland. Hier ist zum Glück noch alles Corona-Frei.  

Da wir ein Verbund von vier Krankenhäusern sind, ist nur eines für Coronapatienten geräumt worden. Bei uns läuft bisher alles fast normal weiter: Wir versorgen akute Fälle, chirurgisch, internistisch, 
nephrologisch und urologisch. Heute war ich allerdings ständig im Dauerlauf auf der Station unterwegs, weil wir ja nun alle anderen Fälle aufnehmen und abfangen. 

Aber Dank der Corona-Verbreitung gibt es jetzt erstmals eine Datenerhebung über verfügbare Behandlungsplätze. Damit können die teilnehmenden Kliniken sofort sehen, welche intensivmedizinische Betreuung in welchem Haus möglich ist. 
Schon jetzt werden ja mehrere hundert Menschen mit Covid-19 auf Intensivstationen betreut, aber Deutschland kann kurzfristig mehrere tausend Betten für Corona-Erkrankte bereitstellen. 
Bisher sind 600 Intensivstationen Deutschlandweit in diesem neuen Register organisiert. Das beruhigt mich sehr! 

S., Nähe Frankfurt

22.3.2020 
Man muss sich einfach aufschreiben, was da jetzt so passiert, sonst ist es schnell wieder vergessen. Nicht, weil es so eine schnelllebige Zeit ist, obwohl sich die Nachrichten überschlagen, sondern ganz im Gegenteil, weil wir irgendwie zwangsentschleunigt werden.

Als Köchin verpflege ich sonst Kinder in einem Kindergarten. In der vergangenen Woche hatten wir auch über die Notbetreuung für Eltern mit so genannten systemrelevanten Berufen kein einziges Kind in der Einrichtung. 
Wir haben die vergangenen Tage genutzt und alles geputzt, aufgeräumt und hatten Telefon- Notdienst, falls ein Kind spontane Betreuung benötigt hätte. 
Meine Kolleginnen, die Erzieherinnen der Einrichtung, lesen Fachzeitschriften, überarbeiten das Konzept und bereiten Themen vor, die nach der Wiedereröffnung genutzt werden.

Ich habe meine Küche geputzt. Da ich ja nicht mehr produktiv tätig sein kann, schreibe ich z.B. Rezepte, erstelle Speisepläne und komme endlich zu der Dokumentation der Küchenarbeit, die sonst zu kurz kommt.

Tessa, 29, Pulheim

22.3.2020 
Für mich startete Corona mit einem Anruf von meinem Freund im Büro. Er war mit anderen Jungs Skifahren in Ischgl und am Abend vorher total erkältet zurückgekommen: Er würde sich mit den anderen Männern auf Corona testen lassen, sagte er. 

Ich wurde in aller Eile fürs Homeoffice fit gemacht und bin dann nach Hause – jetzt sind wir seit fast zwei Wochen in Quarantäne. Mein Freund wurde zwar negativ getestet, aber fast alle seine Freunde sind positiv. Und deshalb trauen wir dem Testergebnis nicht. 

Ich habe nach einer Woche auch mit Husten und Fieber im Bett gelegen, aber auch mein Test war negativ. 

Wir werden von unseren Eltern und Freunden versorgt. Einmal haben wir sogar eiskalte Cocktails aus einer Bar vor die Tür gestellt bekommen! 

Und ich verabrede mich mit meinen Freundinnen zum Mädelsabend via Skype – vergangenen Freitag waren wir zu Zehnt! Mit Freunden haben wir auch per Skype einen Spiel-Abend gemacht… so geht die Zeit ganz gut rum. 

Wenn wir wieder gesund sind, also nicht mehr Husten, wollen wir anderen Erkrankten helfen, zum Beispiel Einkäufe erledigen.  

D., 56, Kerpen 

22.3.2020 
Gestern waren mein Mann und ich den ganzen Tag im Garten. Wahnsinn – es war so ruhig! Keine Flugzeuge am Himmel. Der war streifenlos blau! 

So ein Virus hat also auch seine Vorteile, wenn man es zulässt: Man besinnt sich darauf etwas zurück zu fahren und das zuzulassen, was wirklich zählt. 

Auch wenn ich mir wirtschaftliche Sorgen mache – mein Mann ist selbständig – aber das trifft viele: Ich bleibe positiv und warte erst mal ab. Und werde in den kommenden ruhigen Wochen meinen schönen und jetzt ordentlichen Garten genießen! 

Lina, 29, Pulheim

22.3.2020 
Geburtstag in Quarantäne! Zum Glück ist mein Freund mit mir hier… Aber mir kommen trotzdem die Tränen, gerne hätte ich Familie und Freunde um mich. 

Und dann wird es ein toller Tag – Geburtstagskuchen, frische Blumen, Sekt – alles durchs Fenster hinein gereicht. Ein Blumenbote bringt mir später einen wunderschönen Strauß meiner Freundinnen. Den ganzen Tag klingelt mein Telefon, so viele denken heute an mich! Ich kann es kaum fassen. 

Am Abend trinken wir Sekt und stoßen darauf an, diese Quarantäne bald hinter uns zu lassen…  

J, 52
Kerpen

21.3.2020 
So eindringlich waren die Appelle, keine Hamsterkäufe zu erledigen – 
trotzdem mussten wir eben miterleben, wie ein Mann mittleren Alters in einem großen Kerpener Supermarkt 20 (!) Pakete Mehl kaufen wollte. Als die Kassiererin ihm erklärte, sie dürfe ihm leider nur zehn Kilo verkaufen, begann er noch unfreundlich zu diskutieren. 

Am liebsten hätte ich ihn geschüttelt, das ist so was von unsolidarisch! Wir alle standen in den vergangenen Tagen immer wieder vor den leeren Regalen. Ich hätte gerne gewusst, was er mit so viel Mehl machen wollte. 

Ich würde so gerne mal allen Kassierern ein großes Lob aussprechen, die in diesen unwirklich anmutenden Zeiten den Betrieb am Laufen halten, sich jeden Tag dem großen Risiko, das Coronavirus zu fangen, aussetzen und trotz unhöflichen Kunden noch freundlich bleiben – Danke!!

Familie Cramer und Lauenburger,
gerade Elsdorf 

21.3.2020
Wir sind ein Wanderzirkus und bestehen aus vier Erwachsenen, drei Kindern und rund 30 Tieren: Ponys, Hunde, Lamas, Kängurus... Seit Generationen leben wir so. 

Nach der generell harten Winterpause sind unsere Ersparnisse aufgebraucht. Und wegen der aktuellen Corona-Krise wissen wir nicht mehr, wie es weitergehen soll. Futtervorräte, Lebensmittel, aber auch Gas und Benzin zum Heizen werden knapp. Wir wollten drei Tage in Elsdorf gastieren, durften aber dann nicht auftreten. 

Klar, das Virus muss gestoppt werden. 
Aber für uns ist es eine wirtschaftliche Katastrophe. Wir stehen jetzt mit unseren Wagen, Zelten und Tieren auf der Reuschenberger Wiese in Elsdorf Esch. Mittlerweile schicken wir per WhatsApp Bitten um Futter- und Lebensmittelspenden an alle, die wir kennen. Deshalb hier an der Stelle auch ein Aufruf: 

Wenn Ihr, wenn Sie etwas für uns haben, bringt es einfach vorbei!   

Martin, 44
Kerpen

21.3.2020 
Eben bin ich noch einmal durch Kerpen gegangen – was hat sich das Bild in den vergangenen Tagen verändert! Die meisten Geschäfte sind geschlossen, ebenso unsere Kinos, Kirchen, Restaurants, das Rathaus und die Eisdiele… 

Fast alle Geschäftsleute informieren uns über Aushänge und verbinden das fast immer mit guten Wünschen. Eine Bäckerei erklärt ihre verkürzten Öffnungszeiten mit der Not der Belegschaft, ihre Kinder zu betreuen. Viele Shops, zum Beispiel der Buchhändler und auch das alteingesessene Spielzeuggeschäft stellen für die kommenden Wochen auf Online-Betrieb um und hoffen so auf einen kleinen Verdienst. 
Besonders nett schreibt natürlich Desis Café! In dem bunten Raum treffen sich die Kerpener sonst gerne zum Frühstücken. 

Ich habe ein schweres Herz, wenn ich das alles sehe. Die meisten Betreiber kenne ich persönlich. Für viele war es in den vergangenen Jahren schon nicht einfach – und nun kommt diese Corona-Zeit. Unfassbar. Ich kann gar nicht aufhören zu fotografieren, das muss festgehalten werden, was hier heute los ist…

Barbara, 52
Kerpen

21.3.2020
Mich irritieren diese ganzen Verschwörungstheorien. Was ich schon alles gelesen habe, wer das Virus in die Welt gesetzt habe… Die Chinesen, die Amerikaner, radikale Muslime, Juden, die heimlichen Weltherrscher, vielleicht doch die Superreichen oder Außerirdische –

Das ist brandgefährlich! Denn wenn jemand so eine Meinung verinnerlicht, kann man ihn kaum vom Gegenteil überzeugen, besonders, wenn er so genannte Fakten zu kennen glaubt. 

Ich habe Sorge, dass es genug gibt, die anfällig für so eine Propaganda sind und dann beginnen, jemandem blind zu vertrauen, der nichts Gutes im Sinn hat. 

Wir alle müssen deshalb gut aufpassen, was wir verbreiten!

Nico, 50
Neumarkt in der Oberpfalz 

21.3.2020
Wollen die mich hier alle veräppeln? Mir fehlen die Worte - das hier habe ich eben auf einem Obi-Parkplatz bei uns in der Pfalz geschossen.  

Dominika, 35
Kerpen

21.3.2020
Ich arbeite seit der Kita Schließung, von Zuhause aus. Zum Glück geht das zwischen Mails und Lego bauen, na ja, wie es halt mit einem 6-Jährigen geht, der auch bespaßt werden möchte ... ich finde es aber toll, wie meine Gesprächspartner am Telefon solidarisch und amüsiert mitleiden, wenn ich immer wieder unterbrechen muss!

Mein Mann geht arbeiten und, wenn nötig, auch für uns einkaufen, so müssen unser Sohn und ich nicht so wirklich raus.

Wir haben auch seit zwei Wochen keinen persönliches Kontakt mit Oma und Opa, nur telefonisch. Da bricht mir mein Herz, wir vermissen sie sehr. Aber Gesundheit geht vor! 

Ich denke einiges steht uns noch bevor  und wir müssen diese Zeit durchhalten - das ist die wahre Prüfung.

Steffi, 58
Bedburg

21.3.2020
Meine beiden Kinder sind 17 und 19 Jahre alt und gehören leider zu denen, die sich noch mit anderen Jugendlichen treffen. Sie fahren trotz meiner Bitten, auf die Appelle der Politik zu hören, nach Köln, besuchen ihre Freunde zu Hause oder bekommen Besuch. Sie sind sich der Gefahr einfach nicht bewusst, halten alles für Panikmache. 

Ich selbst kann ohne Probleme einige Wochen auf direkte soziale Kontakte verzichten, schließlich gibt es WhatsApp und Telefon. Aber meine Jungen können sich das nicht vorstellen. 

Ich hoffe sehr, dass es bald eine allgemeine, deutschlandweit geltende Ausgangssperre geben wird! Ich mache mir große Sorgen um ältere Mitbürger, aber auch ich bin ja nicht mehr jung. Wer weiß denn, was bei einer Erkrankung mit einem passiert? Covid-19 kann nun mal tödlich verlaufen. 

Margarete, 56
Düren

21.3.2020
Ich arbeite in einer Dürener Arztpraxis. Trotz klarer Regeln herrscht eine große, verständliche Verunsicherung. 

Abstand halten ist so ein Thema. Wir lassen immer nur einen Patienten in die Praxis und bitten die Angehörigen draußen zu warten. Das wird leider nicht immer positiv aufgenommen. Wir bleiben freundlich und erklären immer wieder, dass es zu unserem gegenseitigen Schutz ist.
 Viele ältere Patienten rufen an und fragen, ob sie ihre Termine wahrnehmen sollen. Wir raten zur Absage, außer, die Schmerzen sind akut und müssen sofort behandelt werden. 

Auch mein Mann arbeitet im Gesundheitssektor. Er führt immer wieder Tests durch, hatte natürlich schon positiv getestete Personen. Wir beide gehen pragmatisch mit dem Thema Covid-19 um, denn Panik hilft nicht. Und es ist unser Job Menschen zu helfen, auch und gerade in diesen Zeiten!  

Niki, 56
Kerpen

21.3.2020
Am Freitag habe ich einen Brief an unsere älteren Nachbarn geschrieben und unsere Hilfe angeboten. Wir leben in einer ruhigen Straße mit vorwiegend Senioren. Sie sollen wissen, dass wir uns kümmern und es für alles eine Lösung gibt. 

Soziales Miteinander kann auch auf Distanz gelebt werden! Die Briefe habe ich eingeworfen, Einkäufe würde ich einfach vor die Tür stellen, klingeln und gehen. 

Aber es geht mir hier um mehr als Lebensmittel besorgen: Unsere alten und schwachen Mitbürger sollen sich nicht alleine fühlen! Wir alle sollten jetzt mehr als je zuvor füreinander da sein. 

Susanna, 41
Kerpen

20.3.2020
Für mich begann Corona offiziell mit der Schließung der Schulen und Kindergärten. Und damit kam auch eine Art Ruhe. Wir gehören alle nicht zur Risikogruppe. In der Zeit vor der Schließung war ich aufgeregt. Nicht im negativen Sinne, vielmehr so, als würde eine lange Reise vor mir stehen. Als die Nachricht dann kam, dass ab Montag meine beiden Kinder  nicht mehr zur Kita bzw. zur Schule gehen würden, da traf es mich. Es war verrückt. Einfach nur verrückt und irgendwie fühlte ich mich mit diesem Gefühl alleine. Es war (und ist es heute noch) surreal. Man merkt, mir fehlen die Worte für die Intensität der Gefühle und Gedanken!

Jetzt ist knapp eine Woche vergangen und ich kann sagen, die Woche zu Hause im Home Office, zusammen mit den Kindern, lässt sich gut handhaben. Und die Entschleunigung, die diese enorme Veränderung mit sich bringt, tut gut. Keine tägliche Autofahrt nach Köln, Stoßstange an Stoßstange, kein Abhetzen, um pünktlich im Kindergarten zu sein, keine gefühlten 100 Termine am Nachmittag. Sondern die Besinnung auf das, was zählt: Wir sind gesund und wir sind beisammen.  

Musste es erst so weit kommen, dass wir dazu gezwungen werden? 

Und: Was kann ich von dieser Zeit mitnehmen, um nicht mehr in diesem Hamsterrad zu landen?

Claudia, 47
Köln/Düsseldorf

20.3.2020
Gestern konnten wir endlich unsere Tochter auf dem Düsseldorfer Flughafen Willkommen heißen – Unsere 15-Jährige  war für einen mehrmonatigen Schüleraustausch in Sydney. und ist jetzt etwas früher zurück gekommen.  Wir haben einfach vor einer Woche den Rückflug umgebucht, das war eine ganz normale Buchung. 

Der Flughafen war in weiten Teilen geradezu leer: Geschäfte geschlossen, Bänke und Tische mit Folie überzogen, damit sich niemand dort niederlässt, Durchgänge abgesperrt. Und wenige Menschen. Auf der Anzeigentafel standen beinahe alle Flüge als annuliert. 

In der Ankunftshalle waren natürlich noch einige andere Leute, die auch auf Angehörige und Freunde warteten. Ein Kamerateam vom WDR fing viele für ein Statement ab, auch unsere Tochter. Sie bekam übrigens keinen Gesundheitscheck bei der Einreise und die Stewardessen trugen nur beim Austeilen des Essens Masken. 

Wie schön war es, sie wieder in den Arm nehmen zu können! Denn innerhalb der Familie leben wir noch ohne Sicherheitsabstand.

Nicole, 45
Kerpen

20.3.2020
Wir Eltern sind jetzt genau wie unsere Kinder und deren Lehrer vor eine große Verantwortung gestellt: Wir müssen unsere Kinder unterstützen, die Lerninhalte auf den online-Portalen zu verinnerlichen. Das fällt meinen beiden Kindern, 8. und 10. Klasse schwer – mir auch! 

Ich frage mich, wie lange diese Situation andauern wird, wenn ich die vielen Bilder der immer noch gemeinsam feiernden Menschen sehe. Die Menschen stehen immer noch in Horden herum und sitzen eng nebeneinander. Statt weniger wird es so immer mehr Infizierte geben. 

Wie wirkt sich das auf die Schüler wie meine Tochter aus, die in den kommenden Wochen ihre Abschlussprüfung gehabt hätte? Was machen die Schüler, die nach den Prüfungen eine Ausbildung begonnen hätten oder auf eine andere Schule wechseln wollten? Ich glaube nicht, dass die Schulen Mitte April mit normalem Unterricht weiter machen können und das macht mir als Mutter große Angst! 

Aber es ist auch eine Chance - ich  versuche meinen Teenies zu helfen und das wissen sie. Und immerhin stehe ich mal nicht im Stau, wenn ich zur Arbeit fahre!  


Iris, 47
Kerpen

19.3.2020
Mein Bruder und ich betreiben ein Reisebüro. Seit heute ist die Tür geschlossen, aber nur, um das gegenseitige Ansteckungsrisiko zu minimieren. Wir schließen jedem Einzelnen auf und bitten alle darum, vorne stehen zu bleiben, auf Abstand ihr Anliegen zu erklären und alles Weitere telefonisch zu besprechen. 

Natürlich haben wir wahnsinnig viel zu tun - es gibt viele Stornierungen, klar, aber vor  allem sorgen wir dafür,  dass alle, die noch in anderen Ländern fest sitzen, nach Hause kommen. Und das machen wir für alle, ganz egal, wo sie gebucht haben - wir wollen helfen, so weit uns das möglich ist! 

Die normalen Bürozeiten gelten nicht mehr, wir sind jetzt rund um die Uhr erreichbar.   

Mira, 31
Köln 

19.3.2020
Quarantäne! Seit 10 Tagen! Und das kurz vor unserer Hochzeit. Die wird im Mai sicher nicht wie geplant gefeiert, dabei hängt hier mein Kleid... 

Ebenso konnten unsere Junggesellenabschiede am vergangenen Wochenende nicht stattfinden. Wir können immer noch nicht fassen, was um uns herum geschieht. Mein Verlobter ist positiv getestet, hatte aber nur milde Symptome. Ich habe eine neue Herzklappe, daher wäre eine Erkrankung an Corona für mich sehr gefährlich.  Wir bewegen uns deshalb innerhalb der Wohnung mit großem Abstand voneinander. Wir haben die Wohnung quasi in zwei geteilt...  nur auf dem Balkon sitzen wir zusammen.

Gestern Abend haben hier in Köln spontan viele Menschen auf den Nachbarbalkonen und an den offenen Fenstern für das medizinische Personal applaudiert. Das war sehr ergreifend! 

Marco Völker, Stuttgart, OB-Kandidat 

19.3.2020
Als Kandidat für das Amt des Stuttgarter Oberbürgermeisters möchte ich natürlich nicht anonymisiert berichten: Ich begreife diese Krise als Chance, unsere Solidarität mit den Menschen um uns herum neu zu definieren. 

Wir werden sie mit hohem organisatorischem Aufwand bewältigen. Es bedarf einer Rücksicht und Weitsicht aller Menschen, in unserem Land und überall auf der Welt! Ich habe eine 66-Jährige schwerkranke Mutter, die in einem Pflegeheim lebt. Ich bin also selber davon betroffen, jemanden anstecken zu können, der das Virus vermutlich nicht gut übersteht.  

Ich wünsche mir, dass wir trotz dieser Zeit respektvoll im Ton und Rücksichtsvoll im Umgang miteinander bleiben. 

zwei Schwestern, Kerpen, 13&15

19.3.2020
Wir haben gestern Abend gemeinsam mit unseren Eltern die Ansprache von Frau Merkel verfolgt. Es ist einfach unfassbar, was da passiert und es macht uns Angst, es verunsichert. 

Corona-Ferien, ja, das wollten wir alle - aber nur ganz kurz, dann ist uns der Ernst der Lage klar geworden. Viele unserer Freunde treffen sich noch beieinander zu Hause, feiern Partys, fahren mit der Bahn nach Köln und so. 

Wir nicht. Wir haben unsere Freunde bis Montag noch mal an der frischen Luft mit viel Abstand getroffen. Aber das machen wir jetzt auch nicht mehr. Wir haben uns als Familie komplett zurück gezogen. Unser Vater gehört zur Risiko-Gruppe und wir versorgen eine 80-jährige Tante. 

Wir haben Verwandte, die Corona haben, bei ihnen ist es nicht schlimm - aber für die Alten, Schwachen und chronisch Kranken kann es todbringend sein. Deshalb versuchen wir alle, es gar nicht erst zu bekommen. Hört auf Frau Merkel! 

Tini, 43
Königsdorf 

18.3.2020
Ich habe Angst, ja, aber nicht direkt um mich, mehr um die Älteren in meiner Familie. Deshalb besuchen uns die Eltern meines Mannes derzeit nicht. 

In unserer Umgebung gibt es einige Fälle von Corona, im Kindergarten wie auch in der Grundschule sind Eltern von Kindern nachgewiesen infiziert. Daher haben wir uns in eine Art selbstauferlegte Quarantäne begeben. Die meisten meiner Freunde und Bekannte sehen das auch so! Die Kinder treffen sich nur noch draußen - zum Glück scheint die Sonne! 

Ich gehe noch einkaufen, aber nur mit Handschuhen, die ich direkt danach entsorge. Ich kaufe auch für Eltern von Freunden ein, die schon Mitte 70 sind. Meine Freunde wohnen weit weg und können sich nicht selber um ihre Eltern kümmern. Die Lebensmittel stelle ich vor die Tür, um persönlichen Kontakt zu vermeiden. 

 Tom, 46
 Kerpen

18.3.2020
Eben war ich mit dem Rad unterwegs. Eine seltsame Stimmung liegt in der Luft. Die Spielplätze - abgesperrt. Dadurch sind viel weniger Kinder auf der Straße. Aber im Marienfeld standen Jugendliche nahe zusammen, tranken, lachten. Zu eng beieinander... 

Ich glaube, viele von ihnen sehen nur sich: Sie sind jung und gesund, was soll ihnen denn passieren? Und die meisten haben die wirtschaftlichen Folgen nicht erkannt: Auf Monate wird es Kurzarbeit geben,  viele werden sogar ihren Job verlieren.  Wovon sollen also Miete oder Abtrag fürs Haus und Lebensmittel bezahlt werden, von den ganzen für die meisten ganz normalen Luxusgüter wie Handy, schickes Auto, Klamotten ganz zu schweigen? 

Ich würde diese Leute am liebsten wachschütteln - Denn auch diese wirtschaftliche Katastrophe könnte durch eine Eindämmung des Virus abgeschwächt werden, aber nur, wenn alle mitmachen und sich an die Appelle halten!

Bernd, 49
Kinobesitzer in Kerpen

18.3.2020 Das schöne alte Capitol-Kino bleibt jetzt bis aus Weiteres geschlossen - die Anzeigentafel werde ich in den kommenden Wochen nutzen, um Botschaften an die Kerpener zu senden. 

Mir ist wichtig: Seid solidarisch! 

Wir sind alle zusammen in dieser Krise! Deshalb: Bleibt auch danach euren lokalen Geschäften treu. Wir haben es gemeinsam geschafft, die Kerpener Innenstadt mit Leben gefüllt zu halten - gewöhnt euch also nicht ans Online-Bestellen, kommt nach der sicher harten Zeit, die vor uns liegt, wieder in unsere lokalen Bekleidungsgeschäfte, Baumärkte, Apotheken, in den örtlichen Buchhandel - und ins  Capitol! 

Gemeinsam schaffen wir das! 

Martin, 44
Kerpen

18.3.2020
Leere Autobahnen, unfassbar! 

Ich gehe durch Kerpen und sehe überall Zeichen, dass sich unser Land plötzlich in einer ganz anderen Zeit befindet. 

Vor den Apotheken stehen die Leute in weitem Abstand zueinander in der Schlange. Man hört viel weniger Autos. Die Menschen gehen raus in die Natur. Spielplätze sind gesperrt.

Eben habe ich zwei Damen vom Ordnungsamt in ihren signalgelben Westen gesehen, die anscheinend die Schließung der Geschäfte kontrolliert haben. Wahnsinn, was sich alles rasant verändert, was zur Normalität wird.  

Das macht natürlich Angst, aber ich als ewiger Optimist hoffe trotz der Talfahrt der Aktien, dass diese Vollbremsung durch die Maßnahmen zur Eindämmung des Virus bald ein Ende hat, damit es keine endlose Pleitewellen gibt... 

Mi, 10
Bendorf

18.3.2020 Ich war eben mit meiner Mutter im DM, gestern im Rewe. Die Regale sind wirklich leer, kein Mehl,  kein Toilettenpapier.  Da machen wohl viele Leute Hamsterkäufe! 

Aber für das Klima ist es sicher gut, denn jetzt fahren die Leute nicht mehr so viel Auto, weil sie ja zu Hause bleiben sollen, und es fliegen weniger Flugzeuge, niemand fliegt in die Ferien. Und viele Firmen können jetzt erst mal nicht mehr produzieren. 

Ich finde, man sollte Respekt vor dem Corona-Virus haben. Schließlich sind deshalb alle Schulen und Kindergärten geschlossen worden. Das passiert ja nicht ohne Grund! 

Tanja, 33
Köln

17.3.2020
Mein Mann wurde vor gut einer Woche nach einer Skitour nach Ischgl positiv getestet, unser einjähriger Sohn und ich sind negativ.  Allerdings schlug bei ihm erst der zweite Test positiv aus, dabei hatte er schon beim 1. Abstrich aus dem Rachen erhöhte Temperatur. 

Uns allen geht es gut! Mein Mann hatte drei Tage mäßiges Fieber (bis 38,5 unter der Achsel), Schlappheitsgefühl und Unwohlsein, klar. Husten und Schnupfen sind noch geblieben. Er "wohnt" im Schlafzimmer, wir im Kinderzimmer und im Wohnzimmer.  Zum Glück haben wir zwei Bäder. Das Essen stelle ich meinem Mann vor die Tür - und wir spielen auf dem Balkon vor seinem Fenster, er guckt zu und manchmal halten wir Händchen mit der Scheibe dazwischen... 

Panik ist bei uns nicht ausgebrochen. Aber jetzt geht darum, die Risikopatienten zu schützen! 

Ann, 47, Decatur,
Ill., USA

16.3.2020
In central Illinois, as in other parts of the world, people are panicking and stocking up their homes - no toilet paper left, like I hear it from Germany! Some people think it is not real, seeing it as an election stunt. Our president  told us there is nothing to worry about - and 2 days later he imposes a travel ban. 

As a nurse I am terrified. Our hospitals are already operating at near capacitiy, without enough staff. I am scared that providers will have to choose who to treat. All events have been cancelled, schools are closed and nursing houses are closed to visitors. 

I can only hope that people will take the recommodations seriously. 

Sandy, 55
Kerpen

16.3.2020
Kann man das glauben? Ich wollte nur kurz in ein großes Lebensmittelgeschäft, um eine Kleinigkeit einzukaufen. 

In den vergangenen Tagen habe ich schon viel besorgt, um in nächster Zeit nicht zu oft in die Läden gehen zu müssen  -  aber was ich eben erlebt habe, lässt mich sprachlos zurück - eine Schlange zu den Kassen durch das gesamte Geschäft, man kann nicht das Ende sehen! 
Glauben die Leute wirklich, die Geschäfte schließen morgen? 

Diese ganzen Fake News auf What's app und im Netz machen alle irre! 

Dana,52
Kerpen

16.3.2020
Diese Zeit zeigt so sehr, wie unterschiedlich Menschen mit Bedrohungslagen umgehen, wie verantwortungsvoll oder eben nicht sie handeln. Da sind Freunde in Südtirol, die von den ersten Fällen hören, sich sofort testen lassen und ohne wenn und aber zwei Wochen Quarantäne einhalten, auch bei einem zunächst negativem Test. 

Andere gehen ohne zu Jammern direkt ins Homeoffice und lernen darüber ein anderes Zusammenarbeiten als bisher, um die Schwachen und Kranken zu schützen. 

Und trotzdem sind immer noch viele dabei, die der Bundesregierung Panikmache vorwerfen. Und uns auch, weil wir die empfohlenen Maßnahmen strikt einhalten. An der Influenza sterben schließlich auch ständig Menschen, höre ich leider immer noch um mich herum. Ich habe wirklich Angst um meinen Mann und meine Mutter, die beide zu den Risikogruppen zählen. Wir halten uns so gut es geht von allen fern!   

Pia, 33
Köln

15.3.2020
Wir waren im Stadtwaldgürtel spazieren. 

Bei dem herrlichen Frühlingswetter habe ich mit vielen Menschen gerechnet - aber nicht mit solchen Massen. Die Spielplätze waren voll! Da wurde kein Mindestabstand eingehalten... 

Natürlich steckten sich die Kinder aus den mitgebrachten Tupperdosen Salzstangen und Apfelstücke in den Mund, griffen gemeinsam hinein, ohne sich vorher die Hände zu desinfizieren. Und die Eltern standen in Gruppen daneben, steckten die Köpfe zusammen, unterhielten sich fröhlich, Jugendliche spielten Fußball und überall saßen die Leute eng auf Picknickdecken zusammen, aßen, tranken, erzählten, lachten... Als wäre es ein ganz normaler Sonntag. 

Aber morgen, ab Montag, wird das ganze Land mit den geschlossenen Bildungseinrichtungen in den Ausnahmezustand versetzt...   

Ellen, 42 und Regina, 56, Kerpen

12.-15.3.2020
Einmal Zirkusstar sein! Alle Vier Jahre wird dieser Traum für unsere Grundschüler wahr -  die Eltern bauen gemeinsam ein großes Zelt auf und eine richtige Zirkusfamilie trainiert die kleinen Clowns, Seiltänzer, Ponydompteure und Magier, die dann in einer Galavorstellung Eltern und Großeltern begeistern. 

Ein Highlight der Grundschulzeit! Eigentlich... In diesem Jahr stand das Zelt schon, aber wegen der Corona-Maßnahmen wird hier keiner der Schüler und Schülerinnen als Trapezkünstler durch die Kuppel schweben. Die Kinder sind untröstlich, weil das Zelt wieder abgebaut werden musste.  

Dann platzt auch noch die Information herein, dass alle Erstkommunionen auf unbestimmte Zeit verschoben sind. Noch ein Traum, der einer bleiben wird... 

Ist das alles nötig, fragt man sich dann doch mal zwischendurch leise... aber andererseits sind wir ja froh, wenn der Spuk eingedämmt wird! 

Nina, 45
Kerpen

17.3.2020
Wir sind in einer Art selbst gewählter Isolation: Mein Mann ist Diabetiker und gehört damit zu einer der Risikogruppen. Außerdem wurde er vor vielen Jahren schon einmal beatmet; Er hatte damals eine beidseitige Lungenentzündung. Das war fürchterlich, ich möchte nie mehr an seinem Bett sitzen und diese Geräusche hören... Seitdem ich eine Dokumentation über Wuhan gesehen habe, verfolgen mich die Bilder. 

Wir haben auch unsere Teenager gebeten, Freunde nur draußen an der frischen Luft zu treffen. Einige unserer Freunde halten das für übertrieben und werfen uns vor, Panik zu verbreiten. Aber immer mehr handhaben es ebenso... 

In den vergangenen beiden Wochen habe ich einen Vorrat an Lebensmitteln - und Toilettenpapier! - angelegt. Wir kommen sicher zwei Wochen mit allem aus. Hoffentlich trauen wir uns dann wieder in den Supermarkt.  Wenn ich da diese Massenanstürme sehe, wird mir schwer ums Herz. Die Auswirkungen werden wir in zwei Wochen sehen, befürchte ich!

Kali, 45
Bregenz

14.3.2020
Ich wohne mit meiner Familie in Österreich, eine Freundin mit Tochter in der Schweiz. 
Gestern haben wir sie besucht und unsere Töchter haben beschlossen beieinander zu übernachten. Wir nehmen also die 13-Jährige Schweizerin mit und wundern uns über Schilder an der Grenze, die von erschwertem Grenzübertritt künden. Aber wir erreichen unser Haus in Bregenz ohne Probleme. 

Heute Morgen erfahren wir, dass die Grenzen zur Schweiz im Grunde dicht sind. Das Kind kann nicht einfach nach Hause! Seine Mutter darf anscheinend nicht über die Grenze nach Österreich, wir nicht in die Schweiz. Der Personalausweis ist noch in der Schweiz. 

Wir beratschlagen, das Mädchen weint und möchte nach Hause. Morgen treffen wir uns an der Grenze und hoffen auf ein kleines Wunder und einen einsichtigen Grenzschützer, der das Kind zur Mutter lässt… 

Nachtrag: Die Mutter durfte nach Österreich kommen und ihre Tochter abholen!! Und wir stehen jetzt täglich gefühlt stundenlang im Stau, um in die Schweiz zum Arbeiten zu kommen. Wir haben als Ärzte Sondergenehmigungen. 

Tim, 47
Kerpen

13.3.2020
Ständig gucken wir aufs Handy, gehen auf ard.de, gucken bei ntv und ja, auch bei Bild. Eine what´s app geht ein: Alle Schulen bleiben auch in NRW ab Mittwoch geschlossen. 

Ab Mittwoch? Was für ein Schwachsinn. Die Stimmung in what´s app Gruppen, am Telefon, auf dem Schulhof kocht. Alle regen sich auf. Kurz darauf kommt die Dementierung von der Info, das war eine Ente. 

Wir haben Angst, dass unser Bundesland NRW den Zug verpasst und unsere Kinder doch noch in der bisher angeblich corona-freien Schule angesteckt werden und wir alle in Quarantäne müssen.  Hier gibt es durch Heinsberg so viele Infizierte!

Dann, endlich, kurz vor Schulschluss am Mittag fällt die offizielle Entscheidung: Alle Schulen und Kindergärten sind ab Montag bis nach den Osterferien geschlossen.   Kurz freuen sich alle: Coroan-Ferien! Aber dann wird uns der Ernst der Lage so richtig bewusst. 

Cessi, 31
Köln

9.3.2020
„Alle unsere Männer stehen auf dem Parkplatz bei unserem Hausarzt und lassen sich testen!“, die Stimme vibriert vor Aufregung. 

Ihr Freund, ihr Bruder, ihr Schwager, einige Freunde waren alle in Ischgl, Skilaufen. Zwei sind mit Fieber zurück in Köln angekommen. Die Recherche ergibt, eine Bar, in der sie Après Ski gefeiert haben, hat einen Coronafall gemeldet. Am nächsten Tag wird die Bar geschlossen, die Kölner Jungs sind alle mit ihren Frauen zu Hause in Köln in Quarantäne. 

Kurz darauf die ersten positiven Testergebnisse, mehrere haben Fieber. Der, der am höchsten fiebert, erhält ein negatives Testergebnis. Damit dürfte seine Frau theoretisch das Haus verlassen und arbeiten gehen. 
Der Hausarzt nimmt erneut eine Probe. Die ist positiv. Jetzt stehen alle für die kommenden zwei Wochen unter Quarantäne.  Eltern und Freunde erledigen die notwendigen Einkäufe. 

Doro, 30
Köln

9.32020
Mein Freund hat mich eben angerufen.

Er hat Verdacht auf Corona! Er war in Tirol, sein Freund fiebert. Sofort informiere ich per Haustelefon mit meinem Chef. Der wird panisch. Ich sitze mit 20 Leuten im Großraumbüro, darf mich ersteinmal nicht von meinem Platz weg bewegen. 

Der Hausmeister kommt, wirft mir Einweghandschuhe auf den Schreibtisch, dazu einen leichten Mundschutz. Ich ziehe alles brav an und komme mir vor wie gebrandmarkt. Alle starren: Unter Geleitschutz verlasse ich die Firma und begebe mich in Quarantäne. 

Tina, 46
Neuwied

13.3.2020
Meine Schwägerin arbeitet in einem großen Krankenhaus zwischen Koblenz und Frankfurt. Es gibt dort keinen Mundschutz mehr! 

Bis die nächste Lieferung eintrifft, haben sie sich was ausgedacht: Dort sitzen jetzt die Wäscherinnen in der Wäscherei an Nähmaschinen und stellen aus Bettlaken genau das her: Mundschutz aus Stoff... 

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